Steyr VI, Steyr Klausen Sport

. Die Sport- und Rennwagen


Steyr VI - Steyr Sport     ( Steyr 12/60, 15/80 und 15/100 hp)      1922 - 1928


 

Die ersten sportlichen Erfolge hatte Steyr mit dem Steyr Typ II bereits im Jahr der Premiere 1920.

Der Versuchsleiter Hermann Rützler kombinierte für seine Renneinsätze 1921 ein modifiziertes Chassis des leichteren kleinen Steyr Typ IV (4-Zylinder, 2 ltr.) mit 6-Zylinder Varianten des Steyr Typ II. - Auf Basis dieser Idee entstand der Steyr Typ VI, der ein leichteres Chassis mit dem 3,3 ltr 6-Zylinder Motor des Steyr Typ II kombinierte.

Die sportlichen Erfolge des Steyr Typ VI, und des 1923 folgenden, kürzeren und leichteren Typs Steyr Klausen Sport und dessen Weiterentwicklungen machten den am Automobilmarkt noch jungen Namen 'Steyr', spätestens ab der Targa Florio 1922, international bekannt.

 

elegant !
Steyr VI Sport bei einem Autokorso 1925

 

Der Steyr VI war ein eindrucksvolles und schönes Auto. Aber seine wahre Bestimmung war die Rennstrecke.

Es wurden sowohl leistungsgesteigerte Motoren aus den Typ II mit 3,3 ltr Hubraum (80/110 mm) und 60 PS bei 2600 U/min, als auch (ab 1925 ?) Motoren mit 4 ltr. Hubraum (88/110 mm) wie später im Steyr Typ XVI, eingebaut. Die Leistung des 4 ltr. Motors war anfangs mit 80 PS, später (1927) mit 90 bis 100 PS bei 3000 U/min angegeben. Die für Rennen eingesetzten Fahrzeuge kamen teilweise auf noch höhere Leistungen.

 

Ab ca. 1927 wurde der 'Steyr VI Super Sport' angeboten. Mit verkürztem Radstand, Flachkühler und offenbar (siehe Bild unten) Schwingachse hinten, wie beim Typ Steyr Klausen Sport (s.u.). Eventuell war diese späete Version eine Ablösung des 'Klausen Sport', die neben den 'richtigen' Rennwägen von Kunden für Renneinsätze verwendet wurde (z.B. Paul v. Guilleaume - Nürburgring 1927 u.a.). Über die Motorisierung dieser Variante finde ich keine Informationen, wahrscheinlich wurden Motoren mit 4 ltr, und 4,5 ltr. eingebaut, evtl auch 4,9 ltr., wie beim Klausen Sport und Rennwägen.

 

 

Die letzten Baujahre des Steyr VI Sport 4 ltr hatten Flachkühler wie die letzten Steyr VII, Steyr Klausen Sport und Steyr XVI.

 


Steyr VI 'Super Sport' - ca 1927/28 - v. Guilleaume **)
Chassis kurz, imho Klausen-Hinterachse, -
siehe Schrägstellung Hinterräder u.a.

 


Steyr VI 4.0 ltr. Sport - Flachkühler
der Schweizer Freuler ("Zero") beim Gurnigel Rennen 1927
mein Vater als Schmiermaxe mit dabei :-)

Privatfahrer Freuler - nicht minder stolz
Freuler mit Steyr VI Sport (2. Platz Klasse Tourenwagen)
links der Sieger Walter Delmar auf Steyr Klausen (Klasse Sportwagen 3 bis 5 ltr.)

 

Die Steyr VI und Klausen Sport waren von Anfang an Traumwagen, - sehr schnelle sogar.

Targa Florio, Mugello, Avus, Monthlery, Schwabenberg, Klausenpass, Semmering, Zugerberg, Gurnigel, um nur einige Rennen zu nennen, bei denen die schnellen Steyr in den Jahren 1921 bis 1929 vorne mit dabei waren. Auch beim Eröffnungsrennen des Nürburgrings war ein Steyr dabei (Paul von Guilleaume).

 

 


 

Die Idee aus Rennerfahrung:
leichtes Chassis und starker Motor

 


das erste Sport-Fahrzeug von Rützler:
Basis Steyr IV Chassis und 6-Zyl. ohc-Motor
(Werkfoto)

 

Mehr Bilder  

 


 

** ein großes 'Danke' an Thomas Billicsich für die Überlassung einiger wichtiger Fotos des Steyr VI und Steyr Klausen Sport ! - siehe **)

Ein Besuch lohnt sich :

 


 


Steyr VI Sport - Leichtversion - **)

 


Steyr VI Sport

 


Steyr VI Sport

 


** Steyr VI -
mit Baehr-Allwetterkarosserie

 

 


Steyr-Wettbewerbsteilnahmen 1920 bis 1926

 

Fernando Minoia, Gastone Brilli-Peri, Vincenzo Florio, Graf Andrassy, Otto Hieronimus. Graf Ulrich und Kinsky, Hanasi, Hansal, Veladini, Steyr-Versuchsleiter Hermann Rützler, Huldreich Heusser, Walter Delmar, Paul v. Guilleaume, nicht zu vergessen die Damen Mitzi Klinger und Gräfin Einsiedel, und etliche andere waren mit dem Steyr erfolgreich. Sogar Enzo Ferrari bestritt zwei Rennen auf Steyr.

siehe dazu

 


Steyr Klausen Sport         1924 - 1928


 

Der Name Steyr Klausen Sport ist eine Reminiszenz an Hermann Rützlers Gesamtsieg beim Klausen-Bergrennen 1923. Technisch unterscheidet sich der Klausen Sport gegenüber dem Steyr Typ VI durch geringeren Radstand, der von 3325 mm (Steyr VI) auf 2985 mm verkürzt und die Spurweite auf 1330 mm verkleinert worden war. Daneben weist der Klausen Sport ein erleichtertes Chassis auf, die einzeln aufgehängten Hinterräder an Halbelliptikfedern wurden 1925 vorgestellt. Diese Hinterachse war als Schwingachse ausgelegt, mit fest am Chassis montiertem Differential, Achsen oberhalb des Rahmens und an Halbelliptikfedern, statt der Cantilever-Federn beim Steyr VI und früheren Rennwagen. Die Chassisträger waren, ebenfalls abgeleitet von Rennfahrzeugen, gewichtsoptimiert, der Schwerpunkt des Fahrzeugs war tiefer als beim Steyr VI. Ab ca. 1927 wurden Rennfahrzeuge mit Längslenkern und (wahrscheinlich) Drehstabfedern gebaut.

Viele Fahrzeuge der Type Klausen Sport wurden für Renneinsätze gebaut und entsprechend modifiziert. Wie schon bei den Rennfahrzeugen auf Basis des Steyr II/IV und Steyr VI wurden bei Rennfahrzeugen je nach Einsatzklasse verschiedene Motoren eingebaut.

Der Klausen Sport wurde anfangs sowohl mit dem 3,3 ltr Motor (80/110mm) ausgerüstet, als auch mit dem 4.0 ltr. (85/116mm renn und 88/110mm), und mit dem 4,5 ltr. Motor. Der 4,5 ltr wurde mit ca. 130 PS angegeben, die tatsächelichen Motorleistungen variierten jedoch, wahrscheinlich je nach Einsatzzweck (Kurzstrecken oder Langestreckenrennen). Die letzte Version des Steyr Klausen Sport wurde mit 4,9 ltr. Motor (88/134mm) angeboten, der nominal 145 PS bei 4000 U/min leistete. - Motoren für Renneinsätze wahrscheinlich auch mehr. Neben dem 4,9 ltr. ('5 ltr.') wurden ab 1926 auch 4,5 ltr Kompressor-Motoren angeboten (s.u.).
In der letzten Ausbaustufe des Rennwagens, erkennbar an den Längslenkern der Hinterachse, wurden sowohl 5 ltr. Saugmotoren als auch 4,5 ltr Kompressormotoren verwendet. Graf Kinsky z.B. war mit dem '5 ltr.' schneller als mit dem Kompressor.

Steyr Klausen Sport hatten eine außenliegende Auspuffanlage und Flachkühler. (eigentlich - s. Bild re unten)

Nach offiziellen Zahlen wurden 16 Stück im Jahr 1925 gebaut und 14 Stück in 1926. Laut Martin Pfundner waren 5 bis 8 Rennfahrzeuge für Werkseinsätze (Rützler, Hansal) und privilegierte Privatfahrer (Graf U. Kinsky und der deutsche Fabrikant Huldreich Heusser u.a.) - Imho wurden bis 1929 weitere Fahrzeuge neu gebaut, nicht nur vorhandene modifiziert - siehe Rennfahrzeuge.

 

 


** Steyr Klausen Sport

 


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Steyr Klausen Sport - meines Vaters - Foto aus 1934

 


** Steyr Klausen Sport - Karosserie Armbruster

 

 


 

 


zwei Steyr Klausen Sport
- meines Vaters Klausen (hinten) und
der Spezial von Bergrat Heinisch,
Direktor der BBU (2. v.vorne)

 



Steyr Klausen v. Bergrat Heinisch

 



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Steyr Klausen Sport - meines Vaters

 

Ein Gimmick: per handbetätigter Klappe können die unter der Trittstufe befindlichen Auslässe im Auspuffrohr geöffnet werden. Diese "Sidepipes", bzw. verkürzte Auspuff-Länge steigerten die Leistung - und natürlich auch den Lärm !

 

 

 


** Steyr Klausen Sport - frühe Version ?
Spitzkühler wie Steyr VI, aber kurzes Chassis ..
Karosserie von ?

 


Steyr Klausen Sport Kompressor  und andere Rennwagen ab 1926


 

Im Rahmen der laufenden Weiterentwicklungen wurde 1926 die Leistung durch Einbau eines Cozette-Kompressors nochmals erhöht. Leistungsangaben liegen mir nicht vor, aber ich gehe davon aus, dass eine Leistungserhöhung des 4,9 ltr Motors um zehn bis zwanzig Prozent möglich wurde, also 160 bis 180 PS erreicht wurden. - Der Kompressor-Steyr Klausen hatte zunächst wieder Cantilever-Federn hinten, zuletzt Längslenker mit Drehstabfederung (?) - siehe Bilder.

Nur wenige Exemplare wurden (um-)gebaut, Graf Ulrich Kinsky und der Deutsche Huldreich Heusser bekamen 1926 zwei fast identische Fahrzeuge. H. Heusser fuhr auch die Saison 1927 mit diesem Fahrzeug, Graf Kinsky bekam ein (noch) tiefer gelegtes Chassis, mit dem er die Rennen am Semmering und Schwabenberg bestritt. Die Fahrer waren mit dem Kompressor nicht immer schneller als mit ihren bisherigen, bereits erheblich modifizierten Fahrzeugen mit Saugmotor. - Graf Kinsky z.B. erreichte mehr Erfolge vor dem Umbau seines 4,9 ltr Klausen Sport. - Aber es war das letzte Aufbäumen der angejahrten Renner gegen die immer stärker werdende Konkurrenz, die, teilweise schon seit 1924, mit modernen Kompressor Motoren antrat (Mercedes, Bugatti, Alfa Romeo z.B.)
Steyr zog sich 1927 aus dem Rennsport zurück, auch weil das Geld für die Erweiterung der Produktion der neuen 'kleinen' Steyr XII benötigt wurde.
Den letzten offiziellen Auftritt hatte Steyr als Unterstützer des Privatfahrers Paul von Guilleaume beim Eröffnungsrennen des Nürburgrings 1927 (7. Platz von 21 Gestarteten).

Graf Kinsky zog sich vom Rennsport zurück, Huldreich Heusser verkaufte seinen Steyr an Prinz Nicolas von Rumänien, der (mit dem Fahrzeug) 1930 nach Frankreich emigrierte. H. Heusser setzte seine Renneinsätze mit einem Bugatti fort, verunglückte damit 1928 tödlich.

Emil Frankl und Karl Desch kauften ex Steyr - Werksrennwägen, Minki Klinger, eine bekannte Rennfahrerin, fuhr einen Steyr Klausen Sport, kaufte sich dann einen der beiden Niederrahmen-Rennfahrzeuge, die vorher Graf Kinsky gefahren hatte und setzte mit Josef Hansal am Steuer das Fahrzeug 1927/28 ein.

 


** Steyr Klausen Sport Chassis mit Cozette-Kompressor

 


** Steyr Klausen Sport 5 ltr - Rennwagen (Saugmotor ?)
mit Längslenkern u. Drehstabfedern

 

 


 


** Steyr Klausen Sport - Kompressor

Anm. zu den Kennzeichen .. CI 131, 132, 133 und CI 134 waren offenbar Probefahrt-Kennzeichen, sie wurden auf diversen Fahrzeugen verwendet - siehe Bilder der Rennfahrzeuge.

 


** Steyr Klausen Sport Kompressor
Chassis mit Cantilever-Federn.


** Steyr Klausen Sport mit Kompressor
und Cantilever-Federn



Steyr - Rennfahrzeuge und Erfolge       1920 - 1927


 

 

Mehr über die

 

 

 

 

 


Quellen: Bilder, Werbungen, Prospekte aus meiner Sammlung. - Bilder **) von Thomas Billcsich - siehe oben - danke !