Pkw und Nfz.
NSU-Fiat war aus der Kapitalbeteiligung der Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-AG Berlin (gegr. 1922**) an der NSU AG im Jahr 1927 entstanden.
**) 1919-1922 war die ÖAF/Austro-Fiat auch Generalimporteur für Deutschland. 1922 wurde die o.g. 'Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-AG' gegründet, mit 11,6 % Anteil der Fiat SA Turin und 88,4 % Anteil der ÖAF/Austro Fiat.
Da NSU die Automobilfertigung aufgeben wollte, übernahm Fiat 1929 diese Sparte inclusive dem großen, neu gebauten Werk in Heilbronn und gründete die "NSU Automobil AG".
Die ersten in Heilbronn gebauten Fiat waren 6-Zylinder Fiat 521.
Parallel dazu wurde der bei Taxiunternehmern beliebte NSU als NSU 7/34 mit Fiat Motor weiter gebaut und im zusammengelegten Händlernetz vertrieben.
Ab 1932 kam der kleine Fiat 508 Balilla als 'NSU/Fiat 1000' hinzu.
Der Vertrieb wurde von der 'Deutsche Fiat-Automobilverkaufs AG', an die 'NSU-Automobil AG' übertragen. Sowohl originale, importierte, als auch Fiat aus deutscher Fertigung im Werk Heibronn wurden unter der Marke NSU/Fiat verkauft.
In 1932 wurden bereits 548 Fahrzeuge gebaut und 990 weitere importiert.
Ab 1930 wurden Karosserien vom Karosseriewerk Weinsberg für NSU/Fiat gebaut, im Jahr 1937 wurde Weinsberg von Fiat als eigenständige Tochterfirma übernommen.
Wurde schon der NSU/Fiat 1000 (Fiat Balilla 508 A) ab ca. 1934 in äußerlich abgewandelter Form gebaut, so folgten ab 1937 eigene Karosserievarianten auf Fiat Fahrgestellen aus dem Karosseriewerk Weinsberg wie die Fiat 500 Kabriolimousine, 500 Spyder, und Fiat 1100 mit 2-türigen Karosserien,
Die Karosserien für das Fiat 1500 Kabrio wurde bei Gläser in Dresden gebaut.
Erzeugnisse der NSU/Fiat Werke wurden auch, als 'Fiat', exportiert, z.B in die Schweiz, Komponenten an Polski-Fiat, Simca und Fiat Turin geliefert.
nach 1945
Nach 1945 wurde die Produktion wieder aufgebaut.
In Heilbronn wurden wieder Fiat-Modelle gebaut, teilweise mit markentypischen äußerlichen Unterscheidungen (z.B. NSU/Fiat 1100 Neckar,
der 1953 bis 1957 andere hintere Kotflügel hatte und ab 1957 andere Fronten).
Die wichtigsten Teile wurden von Fiat importiert, aber in hohem Anteil 'deutsch' komplettiert (z.B. eigene Karosserieteile, Bosch-Zündung und -Elektrik, deutsche Reifen,
Bremsen- und Fahrwerksteile, Batterien u.s.w.) sowie mit NSU-Fiat-typischen Emblemen versehen. Durch die eigene Karosseriefabrik (Weinsberg) konnten bereits 1955
Schiebedächer als serienmäßige Option angeboten werden.
Ab ca. 1954 wurden auch wieder eigene Karosserien, Typvarianten und auch komplette Fahrzeuge von anderen Herstellern angeboten.
Diese Kreationen entstanden bei bekannten Karosseriebauern wie Rometsch, Wendler, Vignale, Pininfarina, Osi, Siata oder sie kamen von anderen Fiat-Marken oder Fiat Lizenzpartnern (Simca, Autobianchi, Steyr-Puch). - Auch wurden von NSU-Fiat/Neckar Teile an andere Fiat Werke geliefert, so entstand zum Beispiel bei Fiat-Belgien der 'Fiat Urania', ein Mix aus Fiat 1100 D und 'Neckar 1100'
aus Sammelprospekt NSU-Fiat 1964
Einige NSU/Fiat waren Eigenkreationen (z.B. Weinsberg 500, Neckar Pully), da NSU-Fiat in Heilbronn auch eine eigene Entwicklungsabteilung unterhielt, in der auch so bekannte Namen wie Prof. Fessia arbeiteten. Es entstanden hier u.a. wichtige Studien, die zum Entstehen des Kleinwagen Fiat 500 beitrugen, diverse Militärfahrzeuge (z.B. der 'Europa Jeep' CVL in Zusammenarbeit MAN und Saviem), und Prototypen für alternativen Transport, Taxibetrieb und passive Sicherheit für das Fiat Entwicklungsbüro in Torino. - siehe Autobiografie von Dante Giacosa.
Ab 1959 firmiert NSU/Fiat als "Neckar Automobil AG", bzw. in Exportländern auch als "Neckar Automobilwerke AG".
Auslöser der Änderung des Firmennamens war die Wiederaufnahme ber Pkw-Fertigung bei NSU. Ursprünglich war vertraglich ausgeschlossen worden, dass NSU wieder Autos baut. Daher war NSU/Fiat klar abgegrenzt von den NSU-Motorrädern. Nun aber war, um Verwechslungen zwischen NSU-Autos und Fiat Fahrzeugen zu vermeiden, den Markennamen klar abzugrenzen. Zunächst nur in Export-Märkten, wurden die Fahrzeuge von 'NSU/Fiat' in 'Neckar' umbenannt. - Was dann zu so schönen Namen wie z.B. 'Neckar Adria' führte (Fiat 850 mit Schiebedach).
1966 wurde der Markenname 'NSU' ganz aufgegeben, deutsche Fiat hießen auch im Inland 'Neckar'. Nach ca. 1973 firmierte die Neckar-Automobilwerke nur noch als 'Deutsche Fiat'. - Heute Stellantis, davor FCA Germany, seit 2007 mit Hauptsitz in Frankfurt. In Heilbronn sind aber nach wie vor wichtige Bereiche angesiedelt.
Anfang der 60er Jahren wurden immer mehr komplette Fiat importiert, dennoch erreichte die Produktion der eigenen Marken (Neckar, Jagst) 1962 einen Höhepunkt mit über 50.000 Stück.
Zu den Fahrzeugen, die es nur bei NSU-Fiat bzw. Neckar Automobil AG gab (siehe oben) hier noch einige Beispiele:
Neckar Sport Coupe und Cabrio, Weinsberg 500, Jagst 770 Cabrio und Coupe, Vignale 2100 Coupe, Siata 1500 TS Coupe, Siata 1500 TS, 1500 CT und CTS,
OSI 120 Spider und Coupe, sowie Autobianchi Bianchina Coupe, 4posti und Panorama, Primula, den Steyr Puch 500 Lim., ein Coupe und Cabrio, den Neckar Pully
und in den siebziger Jahren auch Wohnmobile u.a.
Sonderaufbauten auf Fiat Transporter und Campagnola.
Neckar-Fiats und die speziellen Sonder-Karosserien sowie Autobianchi-Fahrzeuge wurden von Deutschland aus auch exportiert (z.B. nach BeNeLux, UK, F, DK, S - das 1500 Siata-Coupe und den Siata Spring auch nach A und CH). - btw .. Bereits vor 1939 wurden deutsche NSU/Fiat als Fiat exportiert. Den Balilla (1000), 1100er und 1500er lieferte Heilbronn in umliegende Länder, CH, F, BeNeLux, DK z.B. Dazu kamen Teilelieferungen z.B. an Polski Fiat.
Die Fertigung in Heilbronn wurde 1973 eingestellt. Zunächst endete 1972 die Fertigung von Fiat 124 und 125, die letzten Fahrzeuge 1973 waren Fiat 128. Bei diesen letzten Fahrzeugen ( 124, 125, 128 ) ist äußerlich kaum zu erkennen, dass sie in Heilbronn gefertigt wurden.
Das Karosseriewerk Weinsberg fertigte weiterhin z .B. Wohnmobile u.a. spezielle Aufbauten, wurde aber 1988 zunächts teilweise, 1989 vollständig an American Sunroof Corp. abgegeben. Nach einigen weiteren Besitzerwechseln wurde der Rest von Fa. Wolpert übernommen und die Fertigung 2011 verlegt.
Die Vorgänger-Firma der S.I.M.C.A. (Société Industrielle de Mécanique et de Carrosserie Automobile) war die SAFAF.
1926 gründete ein Konsortium um Ernest Loste, der seit 1907 französischer Fiat Importeur war, die SAFAF (Société Anonyme Française des Automobiles FIAT, 1931 SAF pour la vente en France des Automobiles Fiat, ab 1932 SAF pour la fabrication des Automobiles Fiat) die nicht nur den Fiat-Import übernahm, sondern aufgrund von Import-Beschränkungen auch nationalisierte Fiat Autos herstellen wollte. Vom Kapital stammten offiziell 20% von Fiat, der spätere Fiat General Vittoro Valetta war der offizielle Anteilseigner. Ernest Loste war Gründungspräsident. Noch im selben Jahr bestimmten die Fiat-Kräfte den 28 jährigen Pigozzi zum Generaldirektor. Der Piemonteser H.T. Pigozzi, (Enrico Teodoro Pigozzi, später Henri-Théodore Pigozzi, geb.1898), war seit 1922 mit Agnelli bekannt. Er hatte sich in jungen Jahren nach Frankreich begeben wo er Automobilschrott aufkaufte und damit die Fiat-Eisenhütten belieferte.
Die SAFAF baute keine Autos. Aber trotz der Import-Beschränkungen verkaufte Pigozzi gut, denn er deklarierte die Fiat als französische Produktion, ohne eine einzige Halle oder auch nur eine Maschine zu besitzen. Verschiedene Werkstätten montierten französische Teile und die Fahrzeuge waren dann offiziell im Hauptsitz der SAFAF in Suresnes entstanden (ein Biograf spricht von "hole in corners operations").
Preisliste 1933, Fiat Balilla (6CV) und Ardita 2-ltr
1932 hatte man schliesslich in Suresnes ein kleines Werk und bestückte hier italienische Fiat mit französischen Teilen. Im gleichen Jahr kündigte Pigozzi den gerade in Italien vorgestellten neuen Balilla als "6 CV Fiat francaise" und als "entierement construite en France" an. In der Preisliste von 1933 (siehe oben) wird die Firma in ihrer letzten Schreibweise (s.o.) als "S.A.F. pour la Fabrication en France .." vorgestellt.
Aber man hatte die übelste Zeit nach der Weltwirtschaftskrise überstanden, in Italien hatte Mussolini die Macht fest in der Hand, in Deutschland schien sich ein wirtschaftlicher
und politischer Wandel anzubahnen und auch in Frankreich fanden zukunftsbeschönigende Nationalisten viele Wählerstimmen. Importrestriktionen wurden natürlich nicht gelockert.
Die Zeit schien reif, wirtschaftliche Risiken auf sich zu nehmen.
Die SAFAF wurde ab 1934 schrittweise zur SIMCA (Société Industrielle de Mécanique et de Carrosserie Automobile)
Am 2.11.1934 war die S.I.M.C.A. gegründet worden.
Neben der bestehenden SAFAF.
Geschäftsziel waren Bau von Automobilen und Teilen dazu, fast wie bei der SAFAF, die laut Vereinbarungen irgendwann in der Simca aufgehen sollte.
Das Gründungskapital betrug 8 Mio Fancs. Der offizielle Gründer war Henri Amaury, Comte de Boisrouvray, aus sehr altem Adelsgeschlecht, er kam von Lorraine Dietrich,
sein Bruder Guy und noch einige sehr bekannte Herren aus der Wirtschaft. Der erste Präsident der SIMCA war General Alfonse Jolivet. Der Gesellschafts-Vertrag hatte 99
Jahre Laufzeit. Kein Name von Fiat, kein Pigozzi. Aufgrund einiger französischer Gerichtsurteile war Fiat bzw. die SAFAF kein offizieller Anteilseigner bei der Simca.
Der rührige Pigozzi hatte aber noch für die SAFAF die Verhandlungen begonnen und hatte alle Fäden in der Hand behalten. Er wollte die 161.000 m2 des Donnet Werks in Nanterre haben.
Und Fiat gab extrem diskret das Geld an die Simca, die gut getarnt war hinter der 100%ig französischen Fassade der acht Gründer.
Die Donnet Werke in Nanterre hatten erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Besitzer suchten Käufer. In den Jahren 1934 und 1935 ereigneten sich gewagte Angebote,
Ablehnungen, Verhandlungen, Gerichtsurteile und schließlich die Meldung, die Simca Werke hätten den Komplex in Nanterre übernommen.
Simca ? Diese vor ein paar Monaten neu
gegründete Firma ? Welches Kapital steckt denn da dahinter ? Hat die Familie eines der Mitgründer und damit die Firma Lorraine-Dietrich die Finger drin ?
Gerüchte munkelten sogar von außenpolitischen Verwicklungen - die Achse Berlin/Rom wäre irgendwie beteiligt und es sollten Transportfahrzeuge für das Militär nach Tatra Lizenz gebaut werden. - Man hätte Papiere lesen sollen, die vor und während der Gründung geschrieben wurden, um zu ahnen, woher das Kapital kam.
Kaum war das Werk in Nanterre übernommen, fiel eine kleine Armee italienischer Ingenieure ein, die das Werk auf den Produktionsstandard von Lingotto brachten. Die Truppe mit Commandatore Armando Fiorelli an ihrer Spitze hatte Erfahrung damit. Sie hatten vorher die Fertigung bei Polski Fiat aufgezogen. (1946 wurde Fiorelli Werksleiter in Mirafiori, 1955 Direktor des Pkw-Bereichs bei Fiat und 1958 Leiter der Nutzfahrzeug- Schlepper- und Baumaschinen-Division).
Zur Finanzierung wurde das Aktienkapital auf 12.000.000 Franc erhöht. 3,2 Mio der ersten 4 Mio lautete auf Henri Aumery. Dann kam die nächste Kapitalerhöhung, da im Zusammenhang mit der Übernahme der Donnet Werke weitere Summen zu bezahlen waren. Die zusätzlichen 20 Mio Franc Kapital wurde von einem Bankenkonsortium aufgebracht. Es scheint genau so vorgegengen worden zu sein, wie bei der SAFAF geübt. Bankiers und Wirtschaftsleute waren loyale Agnelli-Leute. Mit der Kapitalerhöhung wechselten auch die Köpfe, Präsidet wurde Roger Fighiera und Genarldirektor - Henri Pigozzi, der Chef der SAFAF. Das war am 1. Juli 1935, nur neun Monate nach der Gründung. Das erste Markenzeichen der SIMCA war das Fiat Emblem mit dem kleinen Überdruck "Simca" und dem Zusatz "Usines Simca, Nanterre, Paris".
Die Geschäfte der SAFAF wurden von der Simca übernommen.
Ab da war Simca der französische Fiat Produzent und höchstwahrscheinlich mit fast absoluter Mehrheit in Fiat Besitz, wenn auch über verschiedene Abhängigkeiten. Wie hoch dieser verschachtelte Fiat-Anteil an der Simca war, blieb offiziell Geheimnis von Pigozzi und Agnelli. Es finden sich nirgends konkrete Aussagen darüber. Ein Hinweis, dass Agnelli fast alle Anteile hatte, ergibt sich daraus, dass Chrysler berichtete, nach dem Kauf der letzten Fiat-Anteile 1967, fast Alleineigentümer der Simca zu sein - s.u.)
1935 begann also die Produktion von Fiat-Fahrzeugen in Nanterre. Mitte des Jahres lief die Produktion bereits in ausreichender Stückzahl mit den Typen Fiat 508.4.m. Balilla (als Simca-Fiat 6CV) und Fiat 518 Ardita 2000 (als Simca-Fiat 11 CV).
Ab 1936 baute Simca auch den Fiat 500 Topolino als Simca 5 und ab 1937 den Fiat Balilla 1100 als Simca 8.
Simca 5 - 1936 beim Grand Concours d' Elegance in Deauville
Simca nach 1944
Die Simca Entwicklung war ab 1943 wieder in aktivem Kontakt mit der Entwicklung in Turin bei der Mutter Fiat. Das Thema Gregoire-Auto wurde in Turin bearbeitet. Ab 1944 kamen immer mehr Fiat-Leute in die Entwicklung zu Simca.
Fiat bestimmte bis 1959 (Abgabe der ersten Anteile an Chrysler) die Richtung der Entwicklung bei Simca. - siehe Biografie Dante Giacosa u.a. -
Zum Beispiel wurde der Simca 6 (Vorserie 1947) aus dem Simca 5 weiterentwickelt, als Maßnahme gegen Citroen 2CV und Renaults Kleinwagen.
Diese Weiterentwicklung wurde dann auch von Fiat im 500 C übernommen, als klar wurde, dass der Topolino Fiat 500
noch einige Jahre weiter gebaut werden müsse, bis der Nachfolger (Fiat Proj. 100, später Fiat 600) präsentiert werden könne.
Während in Turin mit Projekt 102 und 103 (später Fiat 103 - 1100) gespielt wurde, entwickelte man bei Simca den Simca Aronde (Simca 9) ein Fahrzeug, das etwas kleiner als der neue Fiat 1400 war, aber Grundzüge dessen selbsttragender Struktur und Vorderachse mit Elementen kombinierte, die sich beim Simca 8/Fiat 1100 bewährt hatten.
Im Rahmen dieser Entwicklungen wurde der Motor (schon acht Jahre vor Fiat) auf 1221 ccm Hubraum vergrößert, um mehr Leistung zu bekommen. Dieser 1,2 ltr Motor wurde vorab schon 1949 im Simca 8/1200 eingebaut, nachdem er 1948 im Simca 8 Sport mit 50 PS vorgestellt worden war.
Dieser schöne, von Giovanni Farina Stabilimenti Farina) entworfene und in Zusammenarbeit mit Facel gebaute Sportwagen, stand in dieser, noch sehr wirtschaftsschwachen, Zeit, für so etwas wie freudige Aufbruchsstimmung.
1951 wurde die Simca Aronde vorgestellt. Der erste eigenständige Simca.
Als bei Fiat die Zeit knapp wurde, um den dringend benötigten Nachfolger für den Fiat 1100 vorzustellen,
beinflussten wieder die Erfahrungen der Simca-Entwicklung (Aronde) einen Fiat, den 1953 vorgestellten Fiat Nuova 1100.
Die Simca-Fahrzeuge (Simca 8 und 9 - Aronde und Sport) wurden Anfang der Fünfziger Jahre in Deutschland und anderen Ländern auch über Fiat-Händler verkauft.
Simca übernimmt Ford France SA
1954 kaufte Simca das Werk Poissy von Ford France inclusive der Rechte die Ford Vedette und die (französischen) Ford Lkw als Simca weiter zu bauen. (Lt. Ford Biografie hatte Henry Ford II entnervt aufgegeben. Er hatte nach dem Krieg der staatlichen Vorschrift entsprochen, und einen Franzosen zum Generladirektor ernannt.
Das ging aber ziemlich schief. Ertrag gab es nicht, aber ein bequemes Leben für alle.
Henry Fords Versuch einen Amerikaner als 2. Chef zu etablieren wurde von allen boykottiert. Als ihm staatliche Stellen
erklärten "sein" Amerikaner sei illegal und unerwünscht, schrieb er das ganze Werk zum Verkauf aus.).
- Ford erhielt als Bezahlung u.a. auch einige Simca-Anteile, diese verkaufte
Ford später an Chrysler, als Chrysler Absicht zeigte, in Europa zu expandieren. - Was später in der Übernahme der Simca durch Chrysler endete. - siehe unten -
Die Entscheidung, die Poissy Werke zu kaufen, ging letztlich von Turin aus und hatte sicher auch weitere strategische Bedeutung, da hierdurch auch der französische Nutzfahrzeug-Bereich gestärkt wurde. (Fiat/Simca besaß seit 1949 Unic, hatte Anteile an Laffly, Bernard und Delahaye sowie den Traktoren- und Landmaschinenhersteller Someca-Sevita)
Ford hatte für die (erste, runde) Ford Vedette bereits einen Nachfolger entwickelt, der, von Simca/Fiat fertig entwickelt, 1955 als 'Vedette 55' (in den Varianten Versailles,
später auch Trianon, Regence, Chambord und Marly) vorgestellt.
- Diese neue Simca-Vedette wurden noch einige Zeit im internationalen Ford-Programm als 'Ford Vedette' angeboten.
Im Rahmen der Weiterentwicklungen bei Fiat war einige Zeit im Gespräch, den 2,2 ltr V8 Motor mit ohc-Zylinderköpfen zu versehen und auch in den neuen großen Fiat, später 1800/2100 einzubauen, dessen Stilistik übrigens bei den Prototypen anfangs den Linien der neuen Vedette ähnelte.
Simca 1000 und 1300/1500
Um 1958, als Simca wieder einen kleineren Wagen ins Programm nehmen wollte, war wieder Fiat der Pate des Kindes.
Der Simca 1000 war eine Weiterentwicklung des Fiat Projekts 122, eines 4 türigen 0,9 ltr. Heckmotor-Modells zwischen Fiat 600 und Fiat 1100/1200.
Erst später kam bei Fiat eine kleinere, 2-türige Variante davon als Fiat 850 auf den Markt.
Auch der Motor des Simca 1000 basiert auf einer Fiat-Entwicklung, die dem 600/770 ähnlich, aber mir 0,94 ltr. mehr Bauraum hatte.
- Seit 1959 war Rudolf Hruska (der ab 1972 Entwicklungschef bei Alfa Romeo wurde) von Fiat angestellt als technischer Berater für die Fiat-Direktion in Turin
und für den Simca-Chef Pigozzi in Paris. Seine Bekanntschaft mit Abarth aus Cisitalia-Zeiten und Pigozzis Bewunderung für Abarths Kreationen führte zu einer Zusammenarbeit
zwischen Abarth und Simca.
Der Simca Motor war als Fiat Konstruktion ähnlich dem Motor, der die Basis für Abarths damalige Motoren war. Er war aber etwas größer und bot daher weitere
Möglichkeiten zur Hubraum-vergrößerung. Die Plattform des Simca 1000 wurde von Abarth ebenfalls adoptiert und war auch Basis für Rennsportcoupes wie den Simca-Abarth 1300 OT,
1600 OT und 2000. Und für Simca waren die erfolgreichen Simca-Abarth Modelle eine sehr willkommene Werbung, wie davor die auf Simca 6CV Sport (Fiat Balilla Sport) und Simca 8 basiernden Gordini-Rennwagen.
Ebenfalls Anfang der 60er Jahre wurde ein neuer Simca Typ vorgestellt, der '1300' und '1500' genannt wurde.
Gleichzeitig war auch bei Fiat der neue Wagen mit dem Namen '1300' und '1500' auf den Markt gekommen.
Zufall ? Nein. - Die beiden Fahrzeuge wurden gleichzeitig konstruiert und entwickelt. Versuchsergebnisse wurden ausgetauscht und wäre es nach Dr. Giacosa, dem Entwicklungschef bei Fiat, gegangen, wäre die Anzahl gleicher Bauteile aus wirtschaftlichen Gründen wesentlich höher geworden. Aber die Direktion bei Fiat wollte nicht so viel Ähnlichkeit. - Aus heutiger Sicht unvorstellbar. Dennoch hatten die Simca 1300/1500 sowohl vom Charakter als auch technisch und bauteilmäßig viel Ähnlichkeit mit den Fiat 1300/1500. (siehe auch Biografie D. Giacosa)
Vielleicht wollte die Fiat Direktion aber auch mehr Abstand zu Simca schaffen, da sie bereits mit Chrysler in Verhandlung stand, ihre Anteile am Simca Pkw-Bereich abzugeben.
Simca 1100 und zunehmend Chrysler - Anteile
Schon 1958 begann Simca eine Zusammenarbeit mit Chrysler, während Chrysler laufend Simca-Anteile (u.a von Ford und auch von Fiat) kaufte.
1963 hatte Chrysler die Kontrolle und 1967 erwarb Chrysler alle restlichen Fiat-Anteile, womit Chrysler im Besitz der Simca war.
Im gleichen Jahr ging auch noch Matra (Automobile) an "Chrysler France", wie Simca ab 1970 hieß.
- Bem .. Enrico Teodoro Pigozzi, der Gründer und Initiator der Simca, - siehe. oben - starb 1966 in Neuilly/Paris.
Der kurz vorher vorgestellte Simca 1100 war der letzte Simca, der in Zusammenarbeit mit Fiat entstanden war. Er hatte technisch viel Ähnlichkeit mit Fiat 127 und 128.
Aufteilung der Simca
Im Umfang, den Chrysler erwarb, waren die Nutzfahrzeug Aktivitäten der Simca nicht enthalten.
Vor der Übernahme der Ford France 1954, baute Simca nur Lieferwagen auf Pkw-Basis. Nach Übernahme der Ford-Lkw wurden diese als Simca-Lkw weiter im Programm behalten, und auch weitere Simca-Lkw entwickelt, die u.a. mit Marmon-Harrington Allrad-Antrieb in größerer Stückzahl an das französische Militär verkauft wurden.
Im Jahr 1949 hatte Simca (Fiat) zumindest die Aktienmehrheit des fränzösichen Nutzfahrzeughersteller (vor 1939 auch Pkw-Hersteller) Unic übernommen.
1956 vergrößerte Unic sein Portfolio durch die Übernahme der Saurer-France und derer Lkw-Typen.
Eine strategische Zusammenlegung der 'geerbten' Ford-Lkw der Simca und der Unic als eigenen Geschäftsbreich Ende der fünfziger Jahre war eine logische Folge.
Diesen Nfz-Bereich (Unic und die letzten Simca-Militär Lkw) übernahm Fiat Veicoli Industriali 1966.
Die Fertigung eigenständiger Unic-Modelle wurde nach Gründung der Iveco (Fiat, OM, Lancia, Unic und Magirus Deutz) 1974, wie bei allen anderen Marken,
entweder beendet oder im Iveco Programm integriert.
Someca-Sevita, die Traktoren- und Landmaschinensparte der Simca, übernahm auch Fiat (d.h. 'Trattori Fiat', bzw. 'Fiat Agri'). Someca-Sevita bot vorher die eigenen Landmaschinen (Sevita), die eigenen, auf Fiat Traktoren basierenden, Someca-Traktoren, sowie importierte Fiat Traktoren und auch die von Fiat auf Gegenrechnung gekauften Steyr-Traktoren (siehe Steyr bzw. Steyr-Fiat Lizenzfertigung) an.
Chrysler übernimmt - und gibt wieder ab.
Im Rahmen seiner Europa-Initiative erwarb Chrysler Anfang der Siebziger Jahre nach Simca und Barreiros/E auch die englische Rootes-Gruppe (Hillman, Sunbeam, Singer, Commer, Karrier u.a), was zu teilweise gleichartigen Fahrzeugen unter verschiedenen Marken Namen führte (z.B. als Simca-Chrysler, Sunbeam, Hillman, Singer)
Diese Modelle waren teilweise Weiterentwicklungen des Simca 1300/1500 (1510), französische (Horizon) oder britische Entwicklungen (Chrysler 160/180, Avenger, Arrow, Sceptre usw.)
Aber schon 1979 beendete Chrysler seinen Europa-Trip wieder und verkaufte alle Pkw-Werke in Frankreich, Großbritannien und Spanien an die französiche PSA (Peugeot-Citroen) Gruppe.
Die Nfz-Aktivitäten gab Chrysler schon vorher an Renault RVI ab.
Diese beinhalteten nicht nur die übernommene Lkw-Sparte der Rootes-Group (Commer, Karrier), sondern auch die Jahrzehnte vorher schon zu Chrysler gehörende, ursprünglich von Dodge geründeten,
Dodge-Kew Werke (Chrysler UK) mit den Markennamen Dodge, Fargo und deSoto (UK).
Ebenso an Renault RVI ging die 1967 erworbene spanische Barreiros, die ihre Nutzfahrzeuge in der späteren Zugehörigkeit zu Chrysler als Dodge verkaufte.
- Renault RVI eliminierte danach alle früheren Markennamen, schloß und verkaufte alle nicht benötigten Werke, ähnlich wie bei der Übernahme der französischen Berliet.
- btw .. Renault RVI kam nach langwierigen und zähen Verhandlungen und Auseinandersetzungen zur Volvo Nfz Gruppe - die nichts (mehr) mit Volvo-Pkw zu tun hat.
PSA (Peugeot-Citroen) vertrieb die Simca- Matra-, und Sunbeam-Modelle zunächst weiter, (z.T. unter dem Namen Talbot) ersetzte sie später durch eigene Fahrzeuge
(z.B. Talbot Samba = Peugeot 104). Die Eliminierung der alten Markennamen, die Chrysler schon begonnen hatte, setzte PSA fort und irgendwann waren sie alle verschwunden:
Sunbeam, Hillman, Singer, Humber, Talbot, Simca. - Und damit gingen auch auch die letzten Reste das ehemaligen Simca-Händlernetzes zu anderen Marken, viele zu Japanern.
Die ehemaligen Simca-Werke sind heute integrierter Teil der PSA (Peugeot-Gruppe).
Der Kreis schloß sich quasi wieder, als Fiat zunächst Chrysler USA übernahm, woraus FCA entstand (Fiat Chrysler = Pkw- und leichte Lkw- Sparte der Fiat S.p.A), und 2021 schließlich die Fusion von PSA und FCA zur 'Stellantis' Gruppe verkündet wurde.