die zweite Generation Steyr-Traktoren.
1960: Wirtschaftliche und rationelle Betriebsführung war auch in der Landwirtschaft zur Notwendigkeit geworden. .
Viele neue Anforderungen hatten daher die Kunden an das Gerät Traktor.
Viele technische Neuerungen hatte Steyr daher entwickelt. Keine tecnischen Anpassungen am alten Traktor-Typ, keine neue Zugmaschine mit Anbaumöglichkeiten, sondern eine neue Baureihe mit einer völlig anderen technischen Konzeption: leicht, stark, sparsam und technisch als spezifische Landmaschine ausgelegt. Damit wurden die aktuellen Anforderungen an Hydraulik, Gerätenantriebe und Ackerleistung erfüllt.
Die wichtigen technischen und konzeptionellen
Änderungen waren:
- Die Regelhydraulik, die hydraulische Raddruckverstärkung
erlaubte, was bisher nur Ferguson angeboten hatte. Die Zugleistung
stieg deutlich an.
Die ganze Hydraulik war stärker und erlaubte unabhängigen
Betrieb mehrerer angeschlossener Geräte, wie zum Beispiel den
- serienmäßig lieferbaren Frontlader, der mit diversen
Gabeln und Schaufeln viele Arbeiten am Hof erheblich beschleunigen
konnte.
- Das Wendegetriebe wurde Standard, ebenso die Zapfwelle mit zwei
Geschwindigkeiten und Doppelkupplung.
- Der Fahrkomfort war verbessert worden durch neue Sitze, leichtgängigere
Lenkung und verbesserte Ergonomie.
- Die Traktoren waren leichter, sowohl durch die neue Motorkonzeption,
als auch durch leichtere Antriebe, da z.B.
- der Radantrieb über Planetengetriebe in der Nabe erfolgte,
was leichtere Dimensionierung von Differential und Steckachsen ermöglichte.
Die neuen Dieselmotoren basierten auf dem Konzept des 1959 im Lkw Steyr 586 vorgestellten WD 609. Sie hatten kleinere Zylinderinhalte, die Laufbahnen warem im Motorgehäuse integriert, die Zylinderköpfe waren in Zweier- oder Dreierblöcken ausgeführt. Die Motoren waren für hohe Drehzahlen ausgelegt, holten also ihre Leistung über die Drehzahl bei geringerem Drehmoment, aber mit wesentlich längerem nutzbarem Fahrbereich. Optimierte motorische Verbrennung und Einspritzanlagen verringerten den spezifischen Verbrauch.
Die Vorteile der neuen Steyr Traktoren 188 und 288 in einem
Post-Versand-Prospekt - 7.1963 100 T. auf Zeitungspapier - 6 Seiten
A4
 
Merkmale der neuen Konzeption:
Leichtbau, universelle Anbaumöglichkeiten
geregelte Hydraulik
Prospektblatt - 2. 1963 - >A5
Frontlader-Anbau serienmäßig vorgesehen.
Prospektblatt - 6. 1963 - >A5
Die Steyr - Traktoren mit der runden Motor-haube bekamen (nachträglich) den Namen "Jubiläums-Serie".
Produktionsbeginn des Typ 188 war im Jahr 1960. Das 100-jährige Jubiläum feierte Steyr im Jahr 1964. Da in diesem Jahr 1964 der Produktionsbeginn des Typ 190 war, wurde dieser in irgend einer Werbung dem Jubiläum gewidmet. Darauf hin nannte man ihn den Jubiläums-Traktor. Später, als die Plus-Serie schon vorgestellt war, nannte man alle Rundhauber "Jubiläums-Traktoren" oder Traktoren der "Jubiläums-Serie".
Über 46.000 Stück wurden von den Typen 188, 190 und 288/290 gebaut.
Der Steyr 188 war der erste der Reihe neu konzipierter Steyr-Traktoren mit umfangreichen technischen Neuheiten (s.o.)
Steyr 188 - 28 PS 2 Zylinder - 1961
Die Motorleistung schien auf den ersten Blick
nichts Neues zu versprechen 2 Zylinder und 28 PS Leistung schien
weniger als beim 180a. Aber das völlig andere Konzept des Motors
(s.o.) ergab wesentliche Unterschiede. Das Fahrverhalten war ganz
anders, da ein fast fünfzig Prozent längeres Drehzahlband
zur Verfügung stand (28 PS bei 2200 U/min) und die leichtere
Schwungmasse schnellere Beschleunigung erlaubte. Der Kraftstoffverbrauch
war niedriger, auch weil der Traktor um über 500 kg leichter
war als der 180a.
Die Zug- und Arbeitsleistungen waren gegenüber dem Typ 180a
deutlich besser, obwohl das Gewicht erheblich niedriger war.
Die Steyr Regelhydraulik mit Bosch Raddruckverstärker (siehe Prospekte) war wesentlich an der Steigerung der Arbeitsleistung beteilgt. z.B. lautete die Angabe der Pflugleistung 4,5 ha / 10 h, die beim Steyr 180 von 1951 (30 PS, 1800 kg) bei vergleichbarem Boden und Pflugtiefe mit 2,5 ha / 10 h angegeben war.
Der Radstand des 188 (1850mm) entsprach ungefähr dem N180a (1842 mm), er hatte aber mehr "Bauchfreiheit" um auch zwischen den Achsen Geräte anbringen zu können. Das Zubehörprogramm und das Angebot des Steyr-Agrarsystems waren angepaßt worden und es gab reichlich Zubehör für den neuen Steyr 188. Es gab auch, wie seit 1951 für den 180, weiterhin die Möglichkeit, aus Traktor und Triebachs-Anhänger ein 6x4-Fahrzeug zu machen, oder wie ebenfalls schon 1950 angeboten, die gute Mawa-Traktorraupe zur Verbesserung der Traktion einzubauen.
Der 188 wurde auch als idealer Bergtraktor angepriesen (siehe Prospekt rechts), dennoch kam 1965 die Variante 188n Bergtraktor auf den Markt, die mit geringerer Höhe, tieferem Schwerpunkt und anderen Spur-Varianten besser an die Arbeit am Hang angepasst war.
Auch als Straßentraktor für Anhänger-Betrieb war er mit über 28 km/h Höchstgeschwindigkeit geeignet. Wie beim 84e waren die Vorderräder gefedert. Auf Wunsch gab es (ab 1962?), wie bei den nachfolgenden anderen Typen, eine gefederte Vorderachse.
In sieben Jahren wurden 23.223 Stück vom Typ 188 und 3.202 Stück 188n (nur 1965 und 1966) gebaut.
Der Nachfolger, der Typ 30 der "Steyr-Plus-Serie" war im Wesentlichen ein Steyr 188 mit anderer Karosserie, aber durch Weiterentwicklungen zur Erhöhung der Festigkeit, Verbesserung des Komforts, der Hydraulik und anderes um über 350 kg schwerer geworden.
Der 36 PS Traktor, als dritter Typ der neuen Baureihe im Jubiläumsjahr 1964 in Produktion genommen, wurde zum "Jubiläums-Traktor".
Nach dem 2-Zylinder Typ 188 mit 28 PS und dem 4-Zylinder Typ 288 mit
45 PS belegte der Steyr 190 mit seinem Dreizylinder-Motor und 36
PS bei 2400 U/min. die zwischen den Vorgängern liegende Leistungsklasse.
Auf Wunsch gab es, wie bei den anderen Typen,
Vorderachs-Federung.
Zur besseren und stabilen Aufnahme von Frontgeräten, war der
vordere Hilfsrahmen, wie auch beim Steyr 290 und den späteren
Plus-Typen anders und kräftiger ausgeführt als bei 188/288..
Steyr 190 - 36 PS 3-Zylinder - 1964
In nur knapp vier Jahren Bauzeit verließen 10.846 Stück das Werk.
Auf Basis des Steyr 190 wurde der erste Steyr - Allrad - Traktor gebaut und 1966 der Öffentlichkeit vorgestellt. Prospekte wurden gedruckt, aber produziert wurde er erst als Steyr 40a im Kleid der Steyr-Plus-Serie.
Für den Einsatz im Wein- und Obstbau und für ähnlich enge Wege wurde der 190 auch als Schmalspur-Traktor 190 s gebaut. Er ergänzte damit das Angebot (Steyr 86s mit 18 PS) um eine leistungsstarke Variante.
Vom Steyr 190 s wurden 377 Stück gebaut, sein Nachfolger wurde der Steyr 540 s der Steyr Plus-Serie (ab 1970)
Der zweite Steyr - Traktor nach dem neuen Konzept hatte einen Vierzylinder Motor, der 45 PS bei 2400 U/min leistete. Es war kein doppelter Typ 188 - Motor, sondern ein Vierzylinder mit deutlich kleineren Zylindermaßen (BH 92/100mm) als der Zweizylinder (BH 105/115 mm) und nochmals höherer Drehzahl.
Der 288 war der Allround-Traktor für größere Betriebe mit höherem Bedarf an Arbeits- und Transportleistung.
Die Fertigung des Typ 288 wurde nach 6.253 gebauten Einheiten noch vor der Vorstellung der Plus-Serie eingestellt. Seine Stelle übernahm der drehmomentstärkere Typ 290 .
Der Steyr 290 war technisch dem Typ 288 sehr ähnlich. Er unterschied sich neben einigen Weiterentwicklungen vor allem durch den größeren (B/H 98/100 = 3017 ccm Hubraum) und drehmomentstärkeren Motor, der 50 PS bei 2400 U/min leistete.
In nur einem Jahr wurden 2265 Stück gebaut.
Vom Typ 290 wurde auch ein Typ Kommunal-Traktor
gebaut. Er konnte a.W. mit einer Zapfwelle nach vorne für z.B.
Schneefräse ausgerüstet werden.
Prospekt Steyr 290 folgt.
Optisch den Steyr Traktoren des neuen Konzepts angepasst, ist der Typ 86 jedoch ein Nachfahre des Typ 80 mit alter Technik und daher beim Typ 80 beschrieben.
Während der Bauzeit der neuen Traktoren 188 bis 290 wurden nicht nur die alten Typen 80 (bis 1964) und 84 (bis 1963) sowie deren verkleideter Bruder Steyr 86 weiter gebaut, sondern auch die Typen 185a und 280a.
8. 1965 Traktoren incl. Wunschausrüstungen
Mähbalken, Seilwinde,
Ladewagen Hamster
Notiz Grundpreis Steyr 290
Januar 1964 /2 - Rückseite Hamster
Steyr 80, 86, 86e, 86s, 188, 190, 288, 185a
Steyr 280a, Wunschausrüstungen 80 - 288
Wunschausrüstungen
185a, 280a,
Geräte wie Mähbalken, Frontlader u.a
Das Steyr-Agrarsystem war auch in den Sechziger Jahren ein breites Angebot für Landwirte.
Preisliste Steyr Agrarsystem 1964 - 26 Seiten
Neben den darin aufgeführten, von Steyr
geprüften Geräten diverser Hersteller gab es auch das
selbst gefertigte, Original-Steyr Zubehör.
Diese Komponenten entwickelte Steyr laufend weiter.
Prospekt Steyr Seilwinde - 8. 1963 - 4 Seiten, >A5
Neben der neuen Seilwinde für den Forst - und Hangbetrieb gab es einen eigenen Frontlader mit diversem Zubehör passend für die neue Baureihe und auch einen neuen Kartoffelroder (seit 1950 gab es Kartoffelroder von Steyr).
Prospekt Steyr Kartoffel Vorratsroder - 6. 1961 - 4 Seiten, >A5
Die Nachfolger, die Traktoren der "Steyr-Plus-Serie" hatten zeitgemäßere Karosserien, waren technisch aber nahe Verwandte der Vorgänger. Die Typen 30, 40 und 50 basierten auf den Traktoren 188, 190 und 290.
Als Erster wurde 1966 der Typ 30 vorgestellt, ihm folgten 1967 die Typen 40, 40a und 50, sowie 1968 die 65 PS starken Typen 70 und 70a, die den Typ 185a ablösten.
Mehr Informationen über die weitere Entwicklung der Steyr-Traktoren sind zu finden
in meiner Bibliothek - Bücher über Steyr Traktoren
und in Büchern über österreischische Traktoren, auch Steyr-Traktoren