große Leistung für große Flächen
Die österreichische Landwirtschaft freute sich im Jahr 1952 über zwei Traktoren von Steyr, die ideal die Leistungsbedarf eines normalen Bauernhofs abdeckten.
Den 1947 vorgestellten Steyr 180 mit anfangs 26, nun 30 PS, - 2-Zylnder-Motor und den seit 1949 gebaute Steyr 80 mit 1-Zylinder Motor und 15 PS.
Die Steyr Dieselmotoren waren als Baukasten ausgelegt und konnten mit 1 bis 6-Zylindern gebaut werden.
1952 gab es den WD 13er Motor bereits mit 1, 2 und 4-Zylindern. Der 4-Zylinder tat seit 1948 im Lastwagen Steyr 380 seinen Dienst.
Um die steigende Nachfrage nach größerer Traktor-Leistung - besonders im Export, siehe nächst Spalte - zu beantworten, enstand der große Steyr Traktor Typ 280 mit dem 4-Zylinder Dieselmotor WD 413 t mit 60 PS - auf Basis des Lkw-Motors WD 413.
Der neue 60 PS Traktor war sowohl als Zugmaschine für schwerste Lasten geeignet als auch zum Ziehen und Antreiben großer Erntemaschinen, oder vielscharigen Pflüge und anderer breitflächiger Bodenbarbeitungsgeräte.
Mit 60 PS bei 1650 U/min war er damals einer der mächtigsten Traktoren. Auch in USA waren 60 PS Traktoren noch einige Jahre die Spitzenklasse.
Steyr Diesel 280 - 60 PS - Vierzylinder
Steyr 280 - Höhe 2,17 Meter - Gewicht 3,1 Tonnen
Die Zylinderleistung entsprach den anderen Steyr-Traktoren, die Arbeits-Leistungen lagen jedoch höher: die Ackerleistung beim Pflügen wurde mit 8 bis 18 ha in 10 Stunden je nach Plugtiefe und Boden. - Zum Vergleich: Der 2-Zylinder Steyr 180 kam auf 2-3 ha in 10h.
Bei der Arbeit mit dem Mähdrescher wurden 6-10 ha / 10h angegeben.
Auch die Zugleistungen und Anhängelasten lagen relativ zur Leistung deutlich höher als beim 2-Zylinder. Die Zughakenleistung wurde mit 2800 kg angegeben, so dass auf ebener Straße bis zu 30 to im 5. Gang gezogen werden konnten. (beim Typ 180 waren max. 10 to. möglich)
erstes Prospektblatt - 10. 1952 - Format ca. A4
Prospekt - V. 1954 - 8 Seiten, ca. A5
Steyr Traktoren - Export 1950 und heute
Steyr exportierte bereits 1948, im ersten Baujahr,
einen Teil der Traktoren-Produktion.
Nicht nur in den Ostblock als Reparations- Leistungen, sondern auch
um Devisen zu verdienen. Fiat in Italien nahm zum Beispiel Traktoren
als Bezahlung für die CKD- Lieferungen der Pkws, die von Steyr
zusammen gebaut als Steyr-Fiat verkauft wurden. Steyr Traktoren wurden daher über Fiats
eigene Händlernetze in Italien und Frankreich (Someca) verkauft,
trotz der dort, wie in anderern Ländern, herrschenden Import-Beschränkungen
zum Schutz landes-eigener Produkte. - In den Ländern ohne import-
geschützte Fertigung konnte Steyr gut Fuß fassen. Zum
Beispiel verkaufte der Benelux-Importeur Auto-Palace bzw. später
Fa. Hocke neben Steyr Lkws auch die Traktoren erfolgreich. Auch
in Übersee, z.B. in Südamerika (Argentinien, Chile, Peru
u.a.) gab es Händler, die auch schon vor 1939 Steyr Fahrzeuge
verkauft hatten.
Mit diesen ersten Exporten wurde der gute internationale Ruf der Steyr-Traktoren begründet.
Die frühe Vorstellung des schweren Traktors Steyr 280 beruhte auch auf Anforderungen des Exports. Devisenbeschaffung war das Zauberwort. Und in Ländern mit großen Agrarflächen, z.B. Italien, Frankreich, Spanien, sowie in Südamerika und Afrika wurden zugkräftige Traktoren benötigt, um hohe Flächenleistungen zu erzielen und die schweren Erntemaschinen zu ziehen.
Nach diesen ersten Exporterfolgen legte Steyr eine eigene Traktorenreihe mit dem Namen "Export-Modelle" auf. Diese rot lackierten Steyr Traktoren, zunächst Typ Steyr 84 und dem Steyr Typ 182 hatten auch eine etwas höhere Zylinderleistung. Diese Export-Modelle wurden aber auch im Inland erfolgreich verkauft. Die ohnehin in der Mehrzahl exportierten großen Steyr-Traktoren 280 und 185 wurden nach einer technischen Überarbeitung ebenfalls rot lackiert und als Steyr 185a und Steyr 280a in die Export-Modellreihe eingegliedert. - siehe unten -
Steyr Traktoren gingen in die ganze Welt.
In den Fünfziger und Sechziger Jahren war der Bedarf weltweit groß. 1965 hatte Steyr 160.000 Traktoren produziert, der größte Teil davon war exportiert worden.
Wie vorher in den USA wurden Ende der Sechziger Jahre auch europäische Traktoren immer leistungsfähiger, größer und stärker.
Steyr entsprach diesem Trend bereits 1967 mit der Vorstellung der Steyr - Plus - Serie.
Faltprospekt - I. 1958 - 8 Seiten, A4
Inhalt ähnlich Prospekt III-57
Vom großen Steyr Traktor in Grün wurden in 6 Jahren Bauzeit 826 Stück gebaut.
Sein Nachfolger, der Steyr 280a zeigte sich ab 1958 im kräftigem Rot der Export-Modelle.
Es gab den Zweizylinder mit 30 PS und es gab den Vierzylinder mit 60 PS.
Es gab Landwirte, denen war der 30 PS Traktor zu schwach und der mit 60 PS zu schwer und zu teuer. - 45 PS fehlen !
Das war bei Steyr bekannt. Aber aus schwer nachvollziehbaren Gründen hieß es 1953 noch ganz offiziell, es sei kein Dreizylinder geplant und im April 1954 wurde der vierte Traktortyp vorgestellt. - der Dreizylinder Typ 185.
Und er fand sein Publikum. Mit seinem Eigengewicht
von 2700 kg konnte er die 45 PS sehr gut in Zugkraft umsetzen. Er
erreichte sogar die gleiche max. Zugkraft wie der Steyr 280 !
Zum Vergleich:
Eigengewicht 180a: 1900 kg, 185: 2700 kg, 280: 3100 kg
Zugkraft am Haken: 180a: 1650 kg, 185 und 280: 2800 kg.
Er konnte daher den Mähdrescher mit 5 - 8 ha/10h ziehen und die Leistungen beim Pflügen lagen mit 5-15 ha pro 10 Stunden auch deutlich näher an den Leistungen des 280 (8-18 ha) als des 180a (2-4 ha).
(Das geniale hydrauische Prinzip zur Achslastverbesserung gehörte patentrechtlich der Fa. Ferguson. Es kam bei Steyr erst beim Typ 188)
Es wurden 1.006 Steyr 185 gebaut.
Wie beim Typ 280 wurde der Großteil exportiert.
Der Nachfolger Steyr 185a erhielt folgerichtig den roten Lack der sogenannten Export-Modelle.
Der große Steyr Traktor Typ 280 wurde auch erfolgreich exportiert. Insofern lag es nahe, den technisch überarbeiteten und mit mehr Leistung versehenen Steyr 280 a im Rot der Export-Modelle vorzustellen.
Der 4-Zylinder-Dieselmotor erhielt mehr Drehmoment und höhere Nenndrehzahl. Das ergab 68 PS bei 1750 U/min. Fast 14 % mehr Leistung bei nur 6% Drehzahlerhöhung ergab spürbar mehr Kraft. Die Zugkraft am Haken erhöhte sich auf 3200 kg, die max. Anhängelast auf 32 to.
Interessanterweise erhöhten sich die Angaben zur Arbeitsleistung Pflügen und Mähdreschen nicht.
Viele der beim 280a propagierten Verbesserungen waren schon beim 280 in die Serie einegflossen, jetzt wurden aber alle Modifikationen vorgestellt: Änderungen an der Motorzapfwelle und der Doppelkupplung, am Getriebe (diese kamen teilweise von ZF in Passau) und am Achsantrieb. Verbesserungen an den Bremsen, an der der Kraftstoff-, Öl- und Luftfilterung, Modifikationen an der Vorderachse und mehr.
Faltprospekt - 10. 1960 - 8 Seiten, ca. A4
Äußerlich erkennen konnte man den neuen Typ am roten Kleid, an der geänderten Kühlermaske und dem nun seitlich liegenden Luftfilter Einlass..
Prospekt - 7. 1963 - 8 Seiten. >A5
Der Steyr 280a mit dem drehmomentstarken 5,4 ltr - 4-Zylinder Motor blieb bis 1972 im Programm. 2146 Stück wurden in 15 Jahren gebaut.
Insgesamt also fast 3.000 Stück 280er in 20 Jahren Bauzeit - nicht schlecht für einen Exoten !
Der kleinere Bruder des mächtigen Steyr 280a war leistungsmäßig noch stärker gewachsen. Von 45 PS kam er nun auf 55 PS bei 1850 U/min, also satte 22% mehr Leistung bei 12% Drehzahlerhöhung.
Die Arbeitsleistung lag entsprechend auch etwas höher: 6-16 ha/10h beim Pflügen und 6-9 ha/10h beim Mähdreschen.
Prospekt (geänderter 185er-Prospekt - s.o.) - III. 1959 - ca. A4 - 4 Seiten
Die Zugkraft am Haken entsprach mit 3200 kg wieder der des großen Traktors 280a.
Die max. mögliche Anhängelast in der Ebene und 4. Gang war mit 24 to, angegeben, die Angabe beim Vorgänger lautete 25 to ... (z. Vgl: 280a: 32 to)
Dafür konnte er 5 to Anhängelast über 20 % Steigung ziehen, was beim Vorgänger nur mit 18% angegeben war. - Der 280a schaffte 23%.
Prospekt - 6. 1963 - >A5 - Inhalt unverändert
Der Steyr 185a wurde 1968 durch den Steyr 70 aus der neuen Steyr-Plus-Serie abgelöst.
Bis da hin wurden 1.950 Stück gebaut.