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Fiat Projekt 103 - der Fiat Nouva 1100 und seine Nachfolger

1946 - 52

Projekt Typ 103

Entsprechend den Beschlüssen von 1946 sollte der Typ 103 ein neues Fahrzeug, leistungsmäßig und preislich unterhalb des Fiat 1100 sein.

Anfänglich wurde die Entwicklung des Typs 103 ziemlich vernachlässigt, die meiste Entwicklungsarbeit wurde für die Typen 101 und 102 geleistet. Der Druck zur Arbeit am Typ 101 kam von der Direktion, während der Typ 102 mit seinem Frontantrieb das Lieblingsprojekt des Chefs Dante Giacosa zu sein schien.

Bis 1949 stand der Typ 103 jedenfalls ganz im Schatten des Typ 102. Er wurde erst forciert, als sich abzeichnete, dass der Typ 102 nicht so bald oder sogar nie gebaut werden würde.

Ein weiterer Grund für die Forcierung des 103 war das Ergebnis der Entwicklung des Typ 101: Eigentlich hätte der Typ 101 sowohl den Fiat 1100 als auch den Fiat 1500 ablösen sollen.
Im Laufe dessen Entwicklung wurde das Fahrzeug aber immer größer und schwerer - und er entfernte sich daher immer mehr vom Fiat 1100.

Das Ergebnis, der Fiat 1400 und dessen Bruder Fiat 1900 waren prächtige Fahrzeuge, gut geeignet den großen 6-Zylinder Fiat 1500 zu ersetzen, aber gegenüber dem Fiat 1100 war der 1400er sowohl im Preis als auch in den Unterhaltskosten viel zu teuer geworden.

1949 war also klar, der Fiat 1100 E mußte weiter gebaut werden bis zur Fertigstellung eines Nachfolgers.

Nun waren die Kaufleute und auch der Verkauf aufgeschreckt und begannen entsprechend Druck zu machen. Der Fiat 1100 E war in ein oder zwei Jahren nicht nur formal veraltet, sonder auch wegen seiner Bauweise mit Chassis ein relativ schweres und daher auch teures Fahrzeug. - Teuer im Unterhalt und auch teuer in der Herstellung, denn damals waren die Materialkosten, d.h. das Gewicht noch maßgeblich für die Herstellungskosten.

Beim Blick in die Planungen blieb daher nur übrig, den Typ 103 schnellstens neu zu definieren: er sollte im Innenraum nicht kleiner als der Fiat 1100 werden, aber wirtschaftlicher und billiger.
Die neuen Vorgaben lauteten also: 700kg, bequem für 4 Personen, innen größer als der Fiat 1100 E, sparsam (ca. 900 ccm Hubraum) und leichter herzustellen als der 1100 E - und das alles ohne Qualitätseinbußen.

Anfangs war es noch freigestellt, ob der Typ 103 einen Frontantrieb oder konventionellen Antrieb bekommen sollte. Die weitere Entwicklung des Typ 103 erfolgte daher auf Basis des Typ 102, für den als Antrieb mehrere Konzepte untersucht wurden. Für den Typ 103 wurden neben dem 4-Zylinder-Reihen motor auch ein 4- Zylinder-Boxermotor und ein V4-Zylinder Motor erprobt.

Diese Version des 103 mit V4-Zylinder und Frontantrieb (103 E 2) war lange Zeit der Favorit in der Erprobung.
Parallel dazu wurde aber auch ein Wagen mit konventionellem Antrieb entworfen (103 E 3 - siehe oben rechts), der an der Vorderachse Trapezlenker und Schraubenfedern aufwies und dessen Hinterachse sowohl als "Halb-Schwebeachse" als auch als starre Achse zur Erprobung vorgesehen war.
Die hintere Einzelradaufhängung erwies sich erwartungsgemäß als komfortabler, aber sie war deutlich schlechter zu fahren - es traten Kippeffekte wie bei der VW-Achse auf.

Die Erprobung dieser vielen Varianten erforderte viel Zeit und Geld, ohne dass entscheidungsreife Ergebnisse erreicht wurden.

 


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Typ 103 E3 mit V4-Motor

Eine der vielen Entwicklungen: der V4 Motor aus dem lange favorisierten Frontantriebswagen, hier im 103 E3 mit Heckantrieb und Einzelrad-aufhängung an beiden Achsen.


der V-4-Motor ca. 1951

Eine bemerkenswerte Tatsache ist, dass der maßgeblich an der Entwicklung des Fiat-V4-Motors und des Frontantriebs beteiligte Ingenieur wenige Jahre später bei Ford in Köln angestellt wurde.
Anfang der sechziger Jahre wurde nach langwierigen Entwicklungs-arbeiten ein revolutionärer neuer Ford mit Frontantrieb und 1,2 ltr V4-Motor (als Ford Cardinal) angekündigt und 1962 als der neue Ford Taunus 12M vorgestellt. - Zehn Jahre nach den Versuchen mit diesem Antriebs-konzept bei Fiat.


Im Jahr 1951 begann die Direktion ernsthaften Druck auf die Entwicklung auszuüben. Es mußte in absehbarer Zeit ein Nachfolger für den immer schlechter zu verkaufenden Fiat 1100 E auf die Räder gestellt werden.

Es wurde ultimativ gefordert, schnellstens einen Prototyp herzustellen, der neben den bekannten Eckdaten auch eine modernste Karosserie haben sollte.

Diese hatte der letzte Prototyp des Typ 102, der 102 E 5.


Basis des endgültigen Typ 103: der Typ 102 E5


Diese fertigungstechnisch auf den Erfahrungen mit dem Fiat 1400 beruhende Karosserie wurde daher die Basis für den geforderten Prototyp.
Erfahrungen mit der Struktur und den Achsaufhängungen beim Fiat 1400 und beim Simca 9 kamen bei der Festlegung hinzu. Die Karosserie wurde etwas breiter und bekam einen längeren Radstand, um die einfachere und fahrsichere starre Hinterachse mit Blattfedern unterzubringen. Vorne war ein Fahrschemel vorgesehen, der die Trapezlenker-Vorderachse und - aus Zeitgründen - die bewährte Antriebseinheit, Motor, Kupplung und Getriebe des Fiat 1100 E aufnahm. - Fertig war der Prototyp für den neuen Typ 103, der so der Direktion vorgestellt werden konnte.

Das Fahrzeug war zum Leidwesen der Konstrukteure ein Kompromiss aus Neuem und Altem. - Aber das Ergebnis war weit besser als erwartet.

Die Vorgaben wurden - bis auf das Gewicht und den Hubraum - erfüllt.
In Diskussionen um das leidige Thema Gewicht = Preis sagten die Techniker den Kaufleuten zu, für den "neuen 1100" zusätzlich eine vereinfachte und daher billigere Version bauen zu lassen.

Über ein Jahr verging danach mit der Lösung von Detailproblemen. Probleme mit Schwingungen in der der leichten selbsttragenden Karosserie, Probleme mit der Achsabstimmung, der Dämpfung, dem Auspuffgeräusch und mit der neuartigen, erstmals in die Karosserie integrierten Heizung und Lüftung.

Die Fertigungsanlagen wurden komplett neu konzipiert und auf die vorgesehene Lösung mit Fahrschemel (Motor, Getriebe und Vorderachse auf einem Hilfsrahmen - von unten zu montieren) abgestimmt.

So wurde es Anfang 1953 bis die erste Vorserie von 50 Stück zur letzten Erprobung antrat und dann den Fiat-Händlern und -Werkstätten vorgestellt wurde.

   

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vom 508 zum 103
der modifizierte 1100er Motor

 


Vorderachse mit Fahrschemel

 


starre Hinterachse

 


1953 : der Tipo 103 als "Der neue Fiat 1100" oder "Fiat Nuova 1100"


1953 - 1955 : Fiat Nuova 1100 Limousine A

Der erste Fiat 1100, der 508C und seine Nachfolger 1100 A, B und E
wurden 16 Jahre lang gebaut (1937 - 53)

Sein Nachfolger, der Tipo 103, stand ihm nicht nach.
Von 1953 bis 1969, also weitere 16 Jahre liefen die neuen Fiat 1100 vom Band.

Laufende Verbesserungen und Anpassungen an den Geschmack der Zeit, zuletzt sogar erhebliche technische Änderungen machten den Fiat 1100 über die Jahre hinweg zu einem kontinuierlich gut verkauften Auto.

Beim "Nuova 1100" gab es, anders als bei seinem Vorgänger, keine lange Version und kein Taxi mehr. Allerdings wurde wieder ein Lieferwagen mit dem Vorderteil der Limousine gebaut, der bis 1959 im Angebot war.

Dafür kamen neue Versionen wie der Kombiwagen "Familiare", die sportliche Limousine mit stärkerem Motor "Tourismo Veloce", später als Fiat 1200, und das 2-sitzige TV-Kabrio statt des wenig gebauten Coupes beim Vorgänger.

Die Deutsche Fiat, NSU-Fiat bzw. Neckar Automobilwerke in Heilbronn produzierten den Fiat 1100er als "Neckar", der sich vom italienischen Original jeweils in Details unterschied.
Bis 1956 wurde der 1100 in Österreich in Lizenz produziert (Steyr-Fiat), bis 1960 bei Dina in Mexico und ab 1959 gab es die Lizenzproduktion bei Zastava in Yugoslawien / Serbien,.

Ab 1968 lebte der Fiat 1100 in Indien weiter (Padmini Premier), 1995 wurde allerdings der Fiat-Motor (der ja noch vom 508S aus dem Jahr 1932 stammte) durch einen Nissan Diesel ersetzt.

Auf die Fiat 1100 Motoren mit erstaunlich hohen Leistungen traf man in Sport- und Rennwagen (Cisitalia, Abarth, Nardi, Stanguellini u.a.) und auch in Formelrennwagen (Formel Junior).

Das Fahrgestell des Tipo 103 war bei sehr vielen Karossiers auch ohne tragendes Chassis eine beliebte Basis für Coupes, Kabriolets, Kombiwagen und andere nützliche oder schöne Aufbauten. (siehe "Fiat nuova 1100 fuoriserie" von Alessandro Sannia). Manche davon wurden im Fiat Programm angeboten (Pinin Farina Coupes z.B. ) bzw. in Deutschland von Neckar Fiat gebaut bzw. vertrieben (Fiat 1100 TV Weinsberg und OSI 1200 Spider) .

Es war auch ein Ableger des Fiat 1100, der als erster Fiat mit Frontantrieb fuhr, allerdings nicht als Fiat, sondern unter dem Namen Autobianchi Primula.

Der Nachfolger des Tipo 103 war 1969 der Tipo 128, der endgültig die Ära des Frontantriebs bei Fiat einläutete.

   

 


Fiat Tipo 103 von 1953 bis 1969
(der letzte Fiat 1100 fehlt im Bild)

 

   

 

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