der Anfang der Legende Fiat 1100 ..
Die Reihe der sehr erfolgreichen kleinen Fiat 501 (70.000 in sieben Jahren) und Fiat 509 (93.000 in vier Jahren) setzte der Fiat 508 Balilla fort. Von den beiden Versionen wurden 113.000 Stück in fünf Jahren gebaut. Dazu kamen die in Lizenz gebauten NSU-Fiat 1000 und Simca 6CV. Seine dritte Version, der 'Fiat 508 C Balilla 1100' wurde mit seinen Nachfolgern bis 1968 zum Kernstück des Fiat-Programms. Als Padmini 1100 lebte er in Indien bis 1998.
Dieser erste Balilla, der Urahn der Fiat 1100 war noch ein Vetreter der klassischen Formen. Eckige Karosserie, freistehende Kotflügel und Lampen, senkrecht im Wind stehender Kühlergrill.
Der Motor (Typ 108) leistete 20 PS bei 3400 U/min, was für einen 995ccm kleinen und noch seitengeteuerten Motor schon recht beachtlich war.
Auf Wunsch war eine leistungsgesteigerte Motorvariante lieferbar, der Motor 108 S (spinto) wurde zuerst auf 24 PS bei 3600 min-1 beziffert, ab 1933 mit 26-28 PS.
Bei einem Leergewicht von 685 kg (Zuladung über 300 kg möglich) reichte das für eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 85 km/h. (ca. 90 km/h beim Spinto)
Fiat 508 Balilla - 1932 - berlina
Fiat 508 Balilla - 1933 - berlina lusso
Die beliebteste Variante war die 2-türige geschlossene Limousine, die es in den Versionen Standard und Luxus - "Lusso" gab. Außerdem wurde der Balilla als 2-Sitzer Kabrio "Spider" und als offener 4-türiger Wagen, "Torpedo", und als Lieferwagen (Chassis oder Kastenwagen) angeboten.
Fiat 508 Lieferwagen, 300 kg Nutzlast
Schon dieser erste Balilla war ein markanter Meilenstein bei der Motorisierung Italiens. Mit 41.395 Stück in 2 Jahren ein absoluter Bestseller, auch im Export.
Fiat 508 Balilla berlina Lusso und Fiat 508 Balilla - Torpedo
Neben den zivilen Varianten wurde auch die Reihe Fiat 508 M gebaut, eine robuster gebaute Version für den Einsatz beim Militär, Polizei und in den Kolonien.
Der Fiat 508 M hatte schon das beim normalen Balilla erst 1934 eingeführte 4-Gang-Getriebe sowie den längeren Radstand von 2300 mm. Außerdem hatte er größere Räder für mehr Bodenfreiheit und eine kürzere Hinterachs-Übersetzung. Der Motor war identisch mit dem Fiat 508: 995 ccm 20 PS
Den Fiat 508 M gab es zunächst nur als 750 kg schweren, 75 km/h schnellen, offenen 2-Sitzer, Typ Militare (camouflage) und Coloniale (schwarze Kotflügel) sowie Coloniale Carabinieri (graugrün).
Ab 1934 wurde der Fiat 508 M überarbeitet und den Linien des Fiat 508.4m angepaßt. (siehe unten)
Neben anderen Sonderkarosserien stellte Ghia 1933 auch einen offenen 2-sitzigen Sportwagen vor, den Fiat in Serie realisierte.
Geschwungere Formen an Kühlergrill, Motorhaube und Kotflügeln sowie die Andeutung eines Kofferraums kennzeichneten äußerlich den zweiten Balilla. Ein 5 cm längerer Radstand schaffte spürbar größeren Innenraum und ein Kofferraum zierte nun das Heck der Limousinen.
Fiat 508.4m - Limousine Lusso 4-türig
Eine Leistungssteigerung des weiterhin seitengesteuerten 1-ltr-Motors auf 24 PS bei 3800 U/min verhalf dem "nouva Balilla" zusammen mit dem neuen 4-Gang-Getriebe zu besseren Fahrleistungen, die sich zwar weniger in der Spitzengeschwindigkeit, aber in Steigvermögen und Beschleunigung zeigten.
Mit 71.700 gebauten Exemplaren (alle Karosserien incl. Lieferwagen und Chassis) in drei Jahren übertraf der "quattro marche" alle Erwartungen.
Fiat 508.4m - Limousine 4-türig
Fiat 508 4.m. furgoncino, 300 kg Nutzlast
Neben Simca in Frankreich (s.u.) baute
auch die deutsche Fiat, NSU-Fiat in Heilbronn ab 1934 den Typ Balilla. In Deutschland wurden 1934
1.704 Fiat Balilla (incl. 508 S) und 1935 über 3.000 Stück
verkauft.
Der deutsche Italiener war eine ernstzunehmende Konkurrenz im Land
für z.B. Ford und DKW.
Neben der zweitürigen Limousine, dem offenen 4-Türer Torpedo, dem 2-türigen Spider und dem Lieferwagen wurde nun auch eine 4-türige Limousine angeboten, die wie die späteren Fiat 1100 Balilla ohne B-Säule ausgeführt waren.
Fiat 508.4m - Berlina Standard 2-türig
- Prototyp
siehe auch
und
Wahlweise gab es ab 1935 für den Balilla 4m auch den neuen obengesteuerten Motor 108 CS des Fiat 508 S Balilla Sport Spyder, allerdings mit "nur" 34 bei 4400 mim-1 PS statt 36 PS beim Spyder
Nur ungefähr 1000 Stück wurden von der Sport-Limousine gebaut. Sie war sogar leiser als mit dem sv-Motor, auch wegen des großen Luftfilters des "SC"-Motors in der Limousine.
Auch der für Militär und den Einsatz
in den Kolonien gebaute Fiat 508 M erfuhr
1934 stilistische Änderungen wie der "quattro-marche".
Das 4-Gang-Getriebe hatte dieser Typ schon vorher, die Motorleistung
(20 PS, um auch schlechtere Spritqualität zu verkraften), sowie
die anderen Achsen und größeren Räder blieben gleich.
Die lieferbaren Aufbauten wurden erweitert. Es kamen Torpedo (offener 4-Sitzer), Limousine und Lieferwagen, ähnlich den zivilen Modellen, hinzu.
Der Nachfolger des Fiat 508 M war der der 1100er Fiat 508 C M
Bei der deutschen Fiat-Tochter 'NSU-Automobil-AG', die als NSU/Fiat auftrat, wurden ab 1932 sowohl Balilla der ersten Serie als auch ab 1934 der "4m" gebaut.
Verkauft wurde der Balilla als NSU/Fiat 1000, äußerlich in etwas abgwandelter Form (die seitliche Motorverkleidung mit Klappen gab es nur aus deutscher Fertigung), als 2-türige Limousine und Luxus-Limousine, als Limousine mit Rolldach und als 4-sitziges 2-türiges Cabriolet.
NSU-Fiat wurden auch exportiert und über Fiat Vertrieb als Fiat Balilla verkauft. Siehe Prospekt Fiat Balilla aus der Schweiz.
Bei der neu gegründeten Fiat-Beteiligungsgesellschaft SIMCA in Frankreich begann die Produktion 1935 mit den Fiat 508.4.m. als Simca-Fiat 6 CV (neben dem Fiat 518 Ardita 2000 als Simca-Fiat 11 CV).
Vom Simca-Fiat 6 CV wurde die ganze Palette verschiedener Karosserieformen
angeboten, auch der (Fiat-) Sport-Spider, wobei von diesem höchst-wahrscheinlich
keiner je in Frankreich gebaut, sondern nur importiert wurde.
Die Typen 508 M gab es bei Simca nicht .
Die Simca 6CV unterschieden sich äußerlich teilweise von den Fiat durch zeitweise geänderte Motorhauben-Seiten, Grill und französische Stahl-Speichenräder mit Löchern, ähnlich denen, die auch NSU/Fiuat verbaute.
Vom Simca 6 gab es auch ein Coupe ("faux
cabriolet") und sogar eine Kombi-Limousine mit quer geteilter Heckklappe,
die sog. "Geschäftslimousine".
das Flugmotorenwerk Walter in der Tschechoslowakei (Prag-Jinonice) stellte Neben Flugmotoren auch Nutzfahrzeugen, Omnibussen und eine Reihe von hochwertigen 6- und 12-Zylinder-Fahrzeugen her.
Zur Abrundung des Angebots nach unten fertigte Walter verschiedene Fiat-Typen in Lizenz.
Ab 1932 auch den Fiat 508 Balilla, der als Walter Junior mit verschieden Karosserien, auch als Lieferwagen, angeboten wurde.
Auch den Fiat Balilla 508 S Spyder baute Walter - siehe dazu Fiat 508 S - Seite
Ab 1934 begann bei der 1932 gegründeten Polski Fiat SA die Automobilprodktion mit dem Fiat 508 in allen Versionen, auch Militärversion und als Lieferwagen (f. Post u.a.). Ab 1935 wurde der Fiat 508 A als Polski Fiat 508 III gebaut.
Neben dem Fiat 508 Balilla wurden auch die Typen Fiat 514 und 515 gebaut, später auch Fiat 518 Ardita als "Polski Fiat Mazur", sowie die Typen Fiat 500, 1100 und 1500. Im Jahr 1939 sogar der Fiat 2800.
Neben diesen Pkw aund Lieferwagen baute Polki Fiat auch die Nutzfahrzeuge Polski Fiat 614, 618 ("Grom"), 621 und 621 L ("Tur") sowie die Omnibusse 614, 618 und 621 R ("Beskid").
1938 betrug der nationale Anteil bereits 95%.
1937 folgte die Moderne: Es begann die Aera der "Millecento", die 1969 mit der Vorstellung des "centoventiotto" ihr Ende fand. Der letzte 1100er, der Fiat 128, wurde bis 1985 gebaut.
der Fiat 128 vor seinen "Ahnen", 1100Ri, 1100N, 1100 E und Balilla
der Nachfolger : Fiat "Balilla Millecento"
Quellen: Prospekte, Fotografien und Zeitungsausschnitte aus meiner Sammlung und meine Biblothek