Zwei Fahrzeuge gab es in den 60ern, die in keine "echte"
Fiat-Linie paßten. Mit steigender Beteiligung an Ferrari kümmerte
sich Fiat um die Erreichung der erforderlichen Stückzahl zur
Formel-2 Qualifikation des Ferrari-V6. Neben dem "echten" Dino baute
auch Fiat einen Dino Spider und das Dino Coupe.
Später kam dieser Motor im Lancia Stratos nochmal zu hohen Ehren.
Bei den kleineren Kalibern gab es den 1100 als Ri noch einmal mit
klassischen 1098 ccm statt der 1221er Maschine aber das Ende der
Millecento war abzusehen, zumal Fiat mit dem Autobianchi Primula
schon gezeigt hatte, daß sie gewillt waren, dem Frontantrieb
eine Zukunft zu geben.
Zunächst jedoch wurde mit dem Fiat 124 und wenig später
Fiat 125 dem 1300/1500 das Lebenslicht ausgeblasen. Fiat 125 und
125 S waren mit 90 PS bzw 100 PS Doppelnockenmaschine ein Ausbund
an Agilität und gaben Fahrfreude pur.
Als 124er kamen das Coupe und der Spider, obwohl sie
technisch dem 125 näher standen.
Gefolgt wurden diese dann vom ersten Fiat Frontriebler, dem 128,
von dem es neben Kombi und "rally"-Version auch ein sehr
schönes Coupe gab, das später als "berlinetta"
auch 3-türig (Heckklappe) gebaut wurde.
Der 127 als zweiter Fronttriebler löste den 850 ab, allerdings
gab es noch eine Übergangszeit, in der es auch den spanischen
"Fiat" 133, einen wenig erfolgreichen, neu karossierten
850er, bei Fiat zu kaufen gab.
Nur noch der 126, eine gute Neuentwicklung auf Basis des 500 hielt
die Fahne des Heckmotors hoch. Leider war dessen Zuverlässigkeit
auch nicht besser als die des Fiat 500 ...
Als Versuch der Massenmotorisierung im damaligen Ostblock später
auch in Polen gefertigt, kamen diese FSN-Modelle auch zu uns, zuletzt
sogar mit Heckklappe.
Während die in Russland gefertigten Lada - 124er und die polnischen
Polski-Fiat außerhalb des Fiat-Vertriebs verkauft wurden,
gab es den FSM-126 bei jedem Fiat-Händler.
Über das Fiat-Händlernetz gab es einige Zeit neben dem
oben erwähnten 133 von der spanischen Seat auch die Typen 1050 und
1430 Coupe als wenig verkauften Nachfolger des 128 Coupe, und auch
yugoslawische Varianten des Fiat 128, den Zastava 1100 und 1300,
u.a. auch als 5-türiges Fahrzeug, und später sogar den
polnischen FSO Polonez mit eigenständiger Karosserie, aber immer
noch mit dem alten Fiat 1500er Motor, wenn auch inzwischen mit K-Einspritzung.
Der Fiat 125 mußte Mitte der Siebziger Jahre dem 132 weichen,
der später zum Fiat 2000 wurde und als "Argenta"
der zweite Typ der "Namens-Generation" wurde.
Der erste mit "Namen", der "Mirafiori" hieß
offiziell auch noch "Fiat 131".
Der Mirafiori beendete die erfolgreiche Ära des 124er, den
es zuletzt in zahlreichen Varianten gab. In manchen Ländern
(z.B. in Österreich) konnte man noch eine Weile bei Fiat Händlern
den Seat 124 kaufen.
Nach dem Ende des Fiat 2300 mußte man ein Jahr warten, bis
es wieder eine Oberklasse gab: der Fiat 130 mit 2,8 ltr und später
3,2 ltr setzte Zeichen, allerdings mit mäßigem Erfolg.
Auch das wunderschöne Coupe dieses V6 hätte mehr Käufer-Anerkennung
finden können. Nach dem Ende des 130 war lange Zeit die Hubraumskala
bei Fiat mit 2 ltr. zu Ende, 6-Zylinder gab es sogar nie mehr.
Nachdem Autobianchi bereits seit den Sechzigern zu Fiat gehörte
und im Konzern die Aufgabe hatte Vorreiter bei der Verbreitung der
Frontantriebs-Fahrzeuge zu sein (Primula, A 111, A 112), wurde Ende
der Sechziger auch Abarth übernommen. Die gewinnträchtige
Auspuff-Fertigung sowie die erfolgreiche und ambitionierte Rennwagenfertigung
wurde gestoppt und Abarth die Aufgabe übertragen, die Rallye-Erfolge
der 124 Abarth-Spider und später der 131 Abarth und der Lancias
sicherzustellen. Ansonsten war Abarth nur noch Namensgeber für
"sportliche" Fiat-Varianten und Zubehör.
Anfang der Siebziger wurde schließlich auch die notleidende
Firma Lancia in den Fiat-Konzern eingegliedert. Moderne sportliche
Fronttriebler der Reihe Lancia Beta mit den Fiat-TC-Motoren lösten
die teuren und technisch aufwendigen Typen Fulvia und Flavia ab.
Die aufwendige Lancia-Konstruktion Gamma nebst Coupe wurden aber
(trotz?) Fiat Regie vorgestellt und eine Zeitlang mit mäßigem
Erfolg gebaut. Sportliche Erfolge pushten aber das angekratzte Image,
zunächst noch mit den Fulvias, danach mit dem legendären Stratos,
der auf Rallye-Pisten viele Jahre unschlagbar war. Beta Montecarlo
und dann der Delta 4WD setzten die Rallyeerfolge fort.
Nach vielen Jahren verschlafener Weiterentwicklung wurde Anfang
der Siebziger ein neuer Geländewagen,
die Campagnola II, vorgestellt. Technisch sehr modern und gut
durchdacht, ließ die wenig zufriedenstellende Zuverlässigkeit
jedoch keine größeren Erfolge zu. Noch während der
Produktionszeit der Campagnola II begann die Sparte der Geländewagen
international zu boomen, die Campagnola konnte hier aber nicht mithalten.
Von Fiat & Co gab es seitdem kein konkurrenzfähiges Auto
in dieser Sparte mehr.
Ein eigenständiges Modell ohne Vorläufer und ohne Nachfolger
war der Mittelmotor-Sportwagen X 1/9, der lange Jahre im Programm
bleib, zuletzt ohne Fiat-Emblem als "bertone".
Der Fiat Panda sollte eigentlich den 126er ablösen, er wurde
daher auch mit dem 2-Zylinder Motor gebaut, aber in Deutschland
nicht damit angeboten. Hier gab es ihn als kleinen 4-Zylinder, plaziert
zwischen dem (polski)126 und dem Fiat 127, er hatte jedoch als erster
den sehr modern produzierten "fire" Motor.
ab 1980
kamen die technisch heute noch aktuellen und auf den Straßen
fahrenden Typen Panda(s.o), Ritmo, Regata, (Tipo)Uno, Tipo(Due),
Punto, Bravo/Brava, Marea usw.
Der Croma kam als "große" Limousine fast baugleich
mit Lancia Thema und Saab 9000. Den Lancia gab es allerdings auch
mit dem V6 aus der Zusammenarbeit mit Renault, Peugeot und Volvo,
sowie mit einem V8 von Ferrari.
Nach dem Tod des Commendatore Ferrari wurde sein Werk zu 100%
übernommen, Anfang der Neunziger kam auch noch Maserati in die Familie
und wurde sowohl fertigungstechnisch als auch modellmäßig
mit großem Aufwand komplett erneuert.
Fiat probierte mit "Cinquecento" und "Seicento"
die Rennaisance der alten Typbezeichnungen mit modernen und stilistisch
sehr "italienischen" Neuentwicklungen, auch mit dem "Multipla"
grub man einen alten Namen für ein sehr avantgardistisch geformtes
Mobil wieder aus.
Nach dem Ende des 124 und 128 Coupe gab es lange Zeit kein Sport-Coupe,
bis das "Coupe" auf Basis des Bravo kam.
Der Spider 124 wurde allerdings zum Dauerbrenner, zuletzt als "pininfarina
spidereuropa" bis er schliesslich vom Barchetta abglöst
wurde. Kabrio-Fans durften sich ein Uno/Punto- Kabrio überlegen,
Utility-Fans wurde der Ulysse und der Multipla angeboten.
Mit der Übernahme von Alfa-Romeo starben endgültig die sportlichen
Aufgaben von Lancia. Lancia sollte sich auf das Segment der "gehobenen"
Ansprüche konzentrieren, Rennerfolge durften nun die Alfas bringen,
was sich aber in Entwicklung und Pflege des 155 Tourenwagen Anfang
der Neunziger Jahre erschöpfte. Zwar ist Alfa immer noch im
Tourenwagen-Sport vertreten, aber offenbar eher halbherzig und nicht
mehr so publikumswirksam erfolgreich wie zur Zeit der DTM-Teilnahme
(Alfa 155).
Eine Oberklasse gibt es bei Fiat selbst schon lange nicht mehr,
die besonderen Autos gibt es bei Lancia, die Oberklasse hat aber
auch dort nur mäßigen Erfolg (Gamma, Thema, Kappa, Thesis).
Alfa hingegen baute recht erfolgreich sportliche Mittelklassefahrzeuge
und Sportwagen, allerdings war auch hier der Verkauf der
Oberklasse auf wenige Liebhaber beschränkt. Auf einen konkurrenzfähigen 164 Nachfolger wartet man(n) seit vielen Jahren .. (Korr. 2008)
"Sportliche" Fiat-Varianten wurden und werden weiterhin
unter dem Label "Abarth" immer wieder ins Programm genommen.
Autobianchi existiert als Marke nicht mehr.
Die gegenseitige Beteiligung mit General Motors sollte Probleme
lösen, aber ein Erfolg wurde nicht sichtbar, die Liaison wieder beendet.
Fiat steht inzwischen im Vergleich zu anderen nicht schlecht da. Die Produktion ist trotz der allgemeinen Rückgänge überdurchschnittlich ausgelastet, es sollte eigentlich genug Geld verdient werden, um die Entwicklung weiter auf Hochtouren laufen zu lassen ...
Es schien für mich vor kurzer Zeit noch sicher: Es würde nie wieder "echte"
Fiats (von Fiat) geben. Aber die Zeichen haben sich scheinbar etwas geändert. Das frühere Image wird wieder entdeckt. Nur, ob ein Abarth auf Basis des 500 oder Punto den Charakter der anderen Typen so weit ändern wird, dass alle Fiats wieder Fahrspass bereiten, wage ich immer noch zu bezweifeln. Es ist noch nicht lange her und Fiat baute mit dem Stilo ein Auto, das ich schlimmsten Fiat aller Zeiten empfand: so leblos, unhandlich und unübersichtlich wie ein Ami der Sechziger Jahre.
Alfa hat imho immer noch den besten Ruf in der Fiat-Familie und baut
das, was früher Fiat-Autos auszeichnete: formal gelungene
Autos, die Fahrspaß bieten. Leider kommen seit einiger Zeit keine wirklich begeisternden Neuheiten mehr ... Die Verkaufszahlen spiegeln es wieder ... - Wer begeistert sich für einen Mito ?
(12/2008) |