Staionär- und Einbaumotoren, Lizenzbau bei Csepel
1945 - Neuanfang, Wiederaufbau. .
Fahrzeuge wurden benötigt. Aber wirtschaftliche Fahrzeuge, mit wenig Verbrauch. Keine spritvergeudenden Benzinmotoren. Steyr baut seit 1946 wieder einen Lastwagen. Aber mit dem 8-Zylinder Benzinmotor.
Dieselmotoren werden gebraucht.
Auch in Österreich.
Lastwagen mit Dieselmotoren, Omnibusse und Traktoren.
Mit Hochdruck entwickelte Steyr daher nicht nur einen schwereren Lkw und einen Traktor, sondern auch den für beide benötigten Dieselmotor.
Steyr Diesel Motor WD 113 - WD 613
Wie aus dem Titel schon abzulesen ist, es wurde ein Baukastenmotor. Für alle Belange sollte die richtige Größe vorhanden sein. Die kleinen Einheiten für die Traktoren oder den leichteren Stationärbetrieb, die Vier- und Sechzylinder für Lkw und schwerere Aufgaben.
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Pischinger entstand in den Jahren nach 1945 diese Baureihe, die legendären Steyr-Diesel.
Die Typbezeichnungen WD 113 bis WD 613 ergaben
sich aus der Zylinderzahl und Bauart, also das Buchstabenkürzel
für "W"assergekühlt und "D"iesel,
dem zwei Ziffern folgten, bei denen ich zwei Erklärungen kenne:
ad eins es sei das Hub-Bohrungs-Verhältnis, hier ca. 1,3
(H=140 mm / B=110 mm), ad zwei der Hubraum eines Zylinders, hier
1,33 ltr. Beide Erklärungen stimmen, auch bei anderen Typen,
mehr oder weniger. Manche Typbezeichnungen wurden einfach fortgeschrieben
(WD 609 -> 610 bei gleichem Hubraum, oder Motoren bekamen mehr
Hubraum bei gleichem Typ (WB 405 -> 405e oder WD 406 -> 406a).
Bereits in den Jahren vor 1945 wurde das Projekt
Dieselmotor begonnen. Ab 1946 konnten Prototypen gebaut werden und
die nötigen Entwicklungen und Versuche zur Festlegung von Brennkammern,
Nockenwelle, Kolben, Ventilen, Lagern usw. wurden durchgeführt.
Offenbar wurden bei der Dimensionierung gute Sicherheitsreserven
eingerechnet. Die Motoren erwarben sich den Ruf der Unverwüstlichkeit,
waren aber auch entsprechend schwer. Beim Traktor ist das kein Nachteil,
aber beim Lkw bedeutet das weniger Nutzlast. Daher verwendete Steyr
für das Lkw-Kurbelgehäuse Silumin, um das Gewicht in Grenzen
zu halten.
Trotz
der eingeplanten hohen Lebensdauer wurde bei der Konzeption neben
dem Baukastenprinzip auch auf einfache und schnelle Reparaturmöglichkeit
geachtet.
Neben Einzelzylinderköpfen hatte der Motor zum Beispiel einfach
zu wechselnde nasse Zylinderlaufbuchsen und schräg geteilte
Pleuel, wodurch Kolben und Pleuellager problemlos nach oben ausgebaut
werden konnten. Ohne den Motor auszubauen, konnten alle beweglichen
Teile, Lager und Dichtungen (außer der Kurbelwelle) getauscht
werden.
Die Einspritzelemente der Ein- und Zweizylinder
wurden von der Motor-Nockenwelle betätigt, die Drei-, Vier-
und Sechszylinder hatten normale Reihen-Einspritzpumpen.
Die Nockenwelle und die Kurbelwelle waren bei den Ein- und Zweizylinder
Motoren in Rollen gelagert, die 3, 4 und 6-Zylinder hatten Gleitlager.
Für den Traktor war Anlassen mit der Kurbel
vorgesehen und der Motor sollte wenig verbrauchen. Warum dennoch
als Verbrennungsverfahren das Vorkammer-Prinzip gewählt wurde,
ist nicht ganz nachvollziehbar. Vorkammer Motoren haben eine höhere
Verdichtung und sind weniger wirtschaftlich war als ein Direkteinspritzmotor.
Die - theoretisch - höhere Laufruhe des Vorkammer-Diesel ist
sicherlich keinem Steyr-Diesel-Besitzer besonders aufgefallen ...
*fg*
Der Motor war Anfang 1947 serienreif, aber es
sollte noch einige Zeit dauern, bis die Serienfertigung wirklich
lief.
Es gab zu wenig Devisen, um im Ausland die nötigen
Einspritzelemente kaufen zu können. Die nationale Fertigung
bei Friedmann & Maier in Hallein (mit Lizenzen von Bosch, L'Orange
und Patenten von Prof. Pischinger) begann zwar 1947, aber die erfordeliche
Präzision konnte nur in bescheidenem Umfang sichergestellt
werden, da Maschinen fehlten.
Die möglichen Lieferungen reichten bei Steyr gerade für
die Fertigung der 2-Zylinder-Motoren für den Typ
180. Deshalb wurde der Traktor zum ersten Steyr - Diesel - Fahrzeug.
1948 konnte Friedmann & Maier dann die von Steyr gewünschten Stückzahlen liefern und damit war der Weg frei für die Serienfertigung der neuen Lastwagen und Omnibusse, dem Steyr Diesel Lkw und Omnibus Typ 380
Wegen der oben geschilderten Engpässe bei Einspritzkomponenten mußten Prioritäten gesetzt werden. Der Traktor Steyr 180 brauchte pro Einheit nur 2 mal die Einspritzkomponenten. Daher wurde der Traktor zuerst in Serienfertigung genommen und damit das erste Steyr-Fahrzeug mit Dieselmotor und der WD 213 der erste serienmäßig gebaute Steyr-Diesel-Motor.
In seiner ersten Ausführung leistete der 2-Zylinder-Motor im Traktor 26 PS (DIN) bei 1500 U/min.
1950 stieg die Leistung auf 30 PS (DIN) bei 1600 U/min, ab 1957 gab es eine Variante mit 32 PS DIN (36 PS SAE) für den Traktor Steyr 182.
Beim Stationärmotor (WD 213 s) wurde die Generatorleistung (max. Leistung bei 1500 U/min) 1951 mit 25 PS angegeben (siehe rechts), im Prospekt von 1954 werden 30 PS bei 1500 U/min genannt. (siehe Prospekt 1954 - oben rechts )
Der 2-Zylinder Motor wurde später auch bei Csepel in Ungarn als Traktor-Motor DT 213 neben anderen Steyr-Motoren in Lizenz gebaut (siehe unten). Die Leistung wurde mit 28 PS bei 1650 U/min angegeben.
Unvergessen, die unvergleichliche Laufkultur
dieses Motors.
Ruhig und schwingungsfrei vom Leerlauf bis zur Arbeitsdrehzahl ...
Wer es glaubt ...
Der Motor rüttelte und schüttelete den Laster, dass man
Angst bekam. Um den schwingenden Peilstangen an der Stoßstange machte man einen Bogen.
Die scheppernden, vibrierenden Bleche der Motorverkleidung störten
niemand. Vor dem Wegfahren mußte man den hin- und her schwingenden
Ganghebel erst mal einfangen ...
Und laut war er. Beim 380er konnte man hören, was mit 'Diesel-Nageln'
gemeint ist. Sogar mit genau eingestellter Pumpe und neuen Düsen
nagelte er, dass es eine Freude war.
Steyr-Lkw-Nostalgiker können den Sound dieser Maschine unter
100 anderen Motoren heraushören.
1948 wurde er vorgestellt. Als Motor des neuen Lkw Typ 380, Steyrs erstem Diesel-Lkw. Er wurde auch in die Lkw 380 II, 480, 580 und 480z eingebaut, in die Omnibusse 380 und 380 II, sowie 480. Außerdem in einige Fremdfahrzeuge, Lkw (Hogra in Holland z.B) und Omnibusse (Perl, E.Auwärter, Harmening u.a).
Der Hubraum beträgt 5322 ccm, bei seiner
Vorstellung 1948 wird die Leistung mit 85 PS bei 2200 U/min angegeben.
1950 erhält er die erste Aufwertung mit 90 PS bei 2300 U/min
und technischen Modifiaktionen.
1957 wird der Motor grundlegend geändert, erkennbar an der im Kurbelgehäuse integrierten,
statt seitlich angebauten Wasserpumpe.
Im Steyr 480, 480z und 580 leistet der neue WD 413c 95 PS bei 2300 U/min, im 380 bleibt es bei 90 PS bei 2300 bzw. ab 1964 2200 U/min.
1952 stellt Steyr einen neuen Traktor vor. Einen
für die damalige Zeit mächtig großen Traktor: der Steyr Typ 280. Auch hier fand der Vierzylinder
als Antrieb Verwendung. Allerdings wurde das Traktoren-Kurbelgehäuse
aus Grauguß gefertigt, da es beim Traktor mittragendes Element
ist.
Als WD 413 t beträgt seine Leistung 60 PS bei 1650 U/min.
1958, im Steyr 280a erhöht
sich die Leistung auf 68 PS bei 1750 U/min
Die letzten Steyr Diesel Lastwagen mit dem WD
413 werden 1969 gebaut.
Im Traktor Steyr 280 a lebte der 4-Zylinder bis 1972 weiter.
Bei Csepel in Ungarn gab es den Steyr Motor und seine Ableger bis in die Siebziger Jahre. ( siehe unten )
Obwohl die allerersten Versuche zur Festlegung von Brennkammer, Ventilen, Einlasskanal und Kolben mit 1-Zylinder-Aggregaten durchgeführt wurden, kam der 1-Zylinder Motor WD 113 erst 1949 als der Dritte in die Serienfertigung.
Der "15er" tuckerte ab 1949 im kleinen Traktor Typ 80 mit der Leistungsangabe
"13-15 PS" bei 1500-1600 U/min, später dann offiziell
15 PS bei 1600 U/min. Die Generatorleistung (bei 1500 U/min) wurde
für den Stationärmotor WD 113s mit 15 PS angegeben (1954).
Ab 1956 kam die leistungsstärkere Variante hinzu, mit 16,5 PS (DIN) bei 1750 U/min für den Traktor Typ 84. In der Werbung wurde er zum "18er", da man den Traktor listigerweise als Export-Modell propagierte und damit die Angabe in SAE - PS machte, die im Ausland üblich war.
Dieser Motor blieb im Traktor
Typ 86 bis 1975 in Serie.
Mit 17 Jahren war er der am längsten gebaute Motor dieser Baureihe.
Als Stationär- und Einbau- Motor wird 1953 der größte Motor der Baureihe vorgestellt: der Sechszylinder - Diesel Steyr WD 613.
Bei 7983 ccm Hubraum wird eine Fahrzeugleistung
von 135 PS bei
2300 U/min angegeben.
Das Motorgehäuse war, wie beim Vierzylinder,
aus Silumin, das Gewicht bei 510 kg.
Er war dann jahrelang der Traum aller Steyr-Diesel
Fahrer mit Leistungsdefizit. Alle hofften auf einen Steyr Diesel
Lkw mit dem kräftigen Sechszylinder.
Sie träumten und warteten vergebens.
Der WD 613 kam - in Österreich - nie in ein Serien-Fahrzeug.
Dafür wurde er in Ungern ein Hit.
Der große Bruder des D 413 und D 414 (siehe Abschnitt Csepel), der Csepel Motor D 613 und vor allem der D 614 wurden in fast ebenso viele Fahrzeugtypen eingebaut, wie der Vierzylinder. Die Sechzylinder waren die Antriebe der großen Csepel Lkw und einiger Ikarus-Busse.
Bei Steyr wurde ein neuer 6-Zylinder-Motor entwickelt
und 1958 vorgestellt. (siehe Steyr 586)
Dieser neue Motor, der WD 609, war deutlich kürzer und im Hubraum
kleiner (B/H 105/115) als der WD 613, wodurch er, trotz Grauguß-Gehäuse,
leichter war, als der WD 613, aber wesentlich billiger in der Herstellung
(Grauguß, keine Laufbuchsen). Er holte seine Leistung aus
der Drehzahl (120 PS/2800), das Drehmoment war mit 36mkg bei 1400
U/min erwartungsgemäß jedoch deutlich kleiner als beim WD 613 mit 49,5 bei 1500 U/min.
Die Konzeption des WD 609 war auch die Basis der ab 1960 folgenden
neuen Traktor-Motoren der Reihe Steyr 188 bis 290.
Bild : Wiener Riesenrad mit Steyr 3-Zylinder für Notstromaggregat
Der Dreizylinder WD 313 kam als Letzer der Baureihe in Serie.
Mit Einspritzpumpe und Gleitlagern war der 3-Zylinder konstruktiv eher ein um einen Zylinder verkleinerter Vier-Zylinder als ein vergrößerter WD 213.
Eingebaut wurde er im Traktor 185 (1954 bis 1958), wo er 45 PS bei 1600 U/min leistete. Ab 1959 stieg die Leistung im Traktor 185a auf 55 PS bei 1850 U/min.
Als Stationärmotor war bereits 1956 - siehe Prospekt re - die sog. Generator-Leistung (bei 1500 U/min) mit 45 PS angegeben, was der im Traktor 185a erst ab 1959 eingeführten gesteigerten Leistung (55 bei 1850 min-1) entsprach.
Csepel in Ungarn baute Steyr-Diesel Motoren in
Lizenz.
- Csepel war ein Teil der staatlichen Automobilhersteller, die über die Mogürt vetrieben wurden, wie auch Dutra Traktoren und Ikarus Omnibusse.
Csepel fertigte diese aber nicht nur in Lizenz,
sondern entwickelte sie auch weiter. Ein wesentliches Ergebnis davon
waren die Motoren mit der auf 112 mm vergrößerter Bohrung.
Diese hubraumvergrößerten Motoren nannte Csepel 414 und
614 (Nach der Steyr-Nomenklatur - H/B = ca. 1,13 - hätten sie eigentlich eher 412 bzw 612
heißen müssen ..)
Die 4-Zylinder Motoren D 413 und vor allem D
414 waren lange Zeit Standard-Antriebe der mittleren Klasse ungarischer
Nutzfahrzeuge, während in der schwereren
Klasse die D 613 und D 614 eingebaut wurden. - Beide, 4- und 6-Zylinder, wurden auch in Traktoren (Dutra) und Omnibusse (Ikarus) eingebaut,
Der kleinste Motor war der DT 213 für Traktor-Einbau mit 28 PS Leistung bei 1650 min-1 (siehe oben WD 213)
Der Vierzylinder D 413 für Lkw hatte 85 PS / 2200 und der Du 413 für den Dutra Traktor 55 PS bei 1650, später 60 PS / 1650, für den Dumper DR 50 wurden 50 PS / 1500 angegeben.
Csepel Lkw D 344 mit Motor D 414
D 414 und DT 414.5 leisteten als Traktor Motoren
zunächst 60 PS bei 1650 U/min, später 65 PS bei 1650 U/min,
D 414 als Fahrzeugmotor 90 PS bei 2300 U/min, und
D 414 c 100 PS bei 2300.
(alle 5517 ccm)
Die Sechszylinder
D 613 wurden mit 125 PS bei 2200 U/min (7990 ccm) und der
D 614 mit 145 PS bei 2300 U/min (8275 ccm) angeboten.
Csepel baute die Lizenz-Steyr-Motoren der Reihe "13" und "14" bis in die Siebziger Jahre, zum Teil auch in Fahrzeuge mit Steyr-Fahrerhaus (680/780z) - siehe Bild und Prospekt links.
In den Achtziger und Neunziger Jahren kooperierten Steyr und Ikarus bei der Fertigung von Omnibussen (Steyr SI-Typen).